Isch 'abe gar kein Untertitel...

Alles Chaoten

Ich war leider zu jung, um die Entwicklung der Partei „Die Grünen“ zu beobachten. Manchmal spielt man alte Fernsehschnipsel ein, in denen
man sieht, wie zauselige Hippies strickend im Bundestag sitzen, von den anderen Parteien offensichtlich als unfähige Spinner angesehen.

Schlimmer noch: „Chaoten“ ist das Attribut, das sogar mir noch im Kopf herumspukt, wenn ich Diskussionen der Älteren verfolgt habe. Und, was
man im Wahlkampf 1998 zu hören bekam: Die Chaoten, regierungsunfähig, jetzt würden sie Farbe bekennen müssen, sich entzaubern müssen.

Entzaubert haben sie dann die Chaoten-Semantik, niemand beschimpft die Grünen mehr als Chaoten, man hat sich an deren basisdemokratische Prozeduren
gewöhnt und in Hessen versucht sogar der brutalstlächerliche Roland Koch sich an einem Rendezvous mit den ehemaligen Chaoten.

Deren Schmuddelkinder-Image hat nun Die Linke. Obwohl sie im Westen aus ehemaligen SPD-Mitgliedern und Gewerkschaftlern besteht, weigert sich die SPD unter größten Schmerzen, mit der Partei zu koalieren, die ihr programmatisch am nächsten steht. Man möchte sich vor den Kopf schlagen vor so viel Dummheit und Engstirnigkeit.

Johannes Kahrs, Sprecher des rechten Seeheimer Kreises der SPD, fantasierte zuletzt bei Illner sinngemäß davon, dass es links der SPD nichts geben dürfe. Gibt es aber!
Da ist was! Und zwar, weil die SPD diese Position nicht mehr besetzt. Man kann sich jetzt natürlich die Augen zuhalten und so tun als gäbe es da nichts und als wären das alles Chaoten, aber dann muss man bereit sein und den Preis dafür bezahlen. Und der heißt: Immer schön zehn Prozent hinter der Union, immer zweites Glied, im Osten sogar drittes.

Na dann viel Spaß beim Nichtregieren, Herr Kahrs! (Und wenn man tatsächlich Steinmeier als Kanzlerkandidat aufstellen möchte, dann wähle ich Angela Merkel(!), damit das mal klar ist, liebe SPD!)

2 Kommentare

  1. Boris

    Das Interessante ist ja, dass das, was man sieht, wenn man von der herrschenden SPD-Position aus nach links guckt, mitnichten „Links“ ist, sondern bestenfalls die politische Mitte, in einiger Entfernung aber. (diese „Mitte“, die CDU sprachreglerisch putzig, aber völlig falsch für sich proklamiert).

    OK, von der klar rechten Position aus gesehen, von der die Union agiert, ist die SPD natürlich ein kleines Stück weiter links anzuordnen …

  2. Hokey

    Die SPD kann das leider nicht mehr sehen, weil sie derart halsstarr ist, dass sie ihren Kopf nicht mehr bewegen kann, um zu sehen, was zu ihrer Linken passiert.

    Den Genossen bleibt jetzt nur zweierlei: Die CDU verdrängen (hahaha) oder sich langsam aber sicher in die Schlange der kleinen Kolaitionspartner einzureihen.

    Ich tippe schwer auf letzeres, aber Dummheit gehört bestraft. 😛

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

© 2024 Hokeys Blog

Theme von Anders NorénHoch ↑