Isch 'abe gar kein Untertitel...

Alle Gewalt geht vom Blogger aus.

Zuletzt tat ich mich noch schwer, es Boogie zu erklären, warum mir "Sponsored-by"-Blogs nicht behagen. Jetzt weiß ich, was mir an den Opel-Coca-Cola-Fussball-Sponsor-WG-Blogs so sauer aufstößt.

Im Prinzip ist die Sache ganz einfach. Ich habe da dieses weiße Blatt Papier vor mir, diese "Form", die mit Inhalt gefüllt werden will, dieses digitale Endlospapier, auf dem ich meine Ergüsse in die Welt hinausschreiben kann. Natürlich sind die vollkommen unrelevant, piefig, unwitzig, spießig, prahlerisch, großmäulig und voller Fehler und Unsauberkeiten. Aber das Faszinierende und gleichzeitig das, was mich überhaupt erst zum Bloggen gebracht hat, ist vor allem eines: Ich kann etwas mit denen machen.

Ich kann dem Rüttgers ’ne lange Nase drehen, ihn umbennen, ihn verspotten, zur Witzfigur degradieren. Ich kann mir Du-bist-Deutschland vorknöpfen, eine eigene Collage dazu basteln und hinterher mein Blog zur Klowand stilisieren. Ich kann das Amtsgericht Bremen an den Pranger stellen, im selben Atemzug den Schwiegerpapa vom Vater vom Kind von Heidi Klum verhohnepiepeln, zwei Minuten später eine pädagogische Diskussion anzetteln, mich mit Jens Scholz gegen Euroweb solidarisieren und um kurz vor zwölf noch ein verwackeltes Gewitterbild ins Netz beamen und einfach nur schreiben, dass ich jetzt müde bin.

Alle Gewalt geht vom Blogger aus.

Anders im Fall der Opel- oder Werauchimmersponsort-Blogger. Hier sind es die anderen, die etwas mit den Bloggern machen. Dort geht nicht alle Macht vom Blogger aus, sondern vom anderen, vom Gefühl in der Pflicht zu stehen, gesponsort zu sein, gebunden zu sein. Bloggen wird zum Pflichtbloggen. Und das, was das Bloggen für mich ausmacht, die Unmittelbarkeit zwischen Blogger und Leser, geht dabei verloren. Dazwischen türmt sich der Autohersteller oder Zuckerwasserproduzent und auf den habe ich keinen Bock. Ich will den Blogger und nur den. Und das ist es, was micht stört – dieses umgekehrte Machtverhältnis, die Abhängigkeit des Bloggers, der an den gierigen Händen der Großkotze zappelt.

Und, Boogie hatte völlig Recht, jetzt habe ich auch den Unterschied zu Spreeblick. Die zappeln nicht.

2 Kommentare

  1. Boogie

    Wir sind gar nicht soweit auseinander was Werbung per se abgeht. Keine Frage, Werbung nervt in 99% aller Fällen. Was ich allerdings an der kleinen Werbesauhatz in Klein Bloggerdorfs nicht verstehe, ist die Blauäugigkeit, mit der sugeriert wird „Blog ist die letzte unabhängige Bastion des WWW und die bösen Werbefatzkes machen uns jetzt unsere Insel der Glückseligen platt“. Vorne weg auch noch einer der es besser wissen müsste und es wahrscheinlich auch tut. Aber es ist ja immer einfacher gehört zu werden wenn man den Kübel auskippt…

    Wenn das ganze dann noch mit lustiger Kübelei über den FreundinnenMyblogVIVADingenskirchen Blogs garniert wird, dann wird es einfach langweilig. Was hat Don(n)A. denn aus der Richtung erwartet? Lass doch den Teenies und Hausfrauen ihren Spaß haben am bloggen, möchte man ihm da am liebsten entgegenrufen, aber…

    Aber nochmal kurz zum Thema. Das Werbung auch Blogs erreichen wird war klar wie Klossbrühe. Sie ist ja auch längst angekommen. GoogleAdds allerorts. Opel testet neues Terrain aus. Fein, der Blogger hats doch in der Hand. Ich kanns machen oder nicht (ich hät’s nicht gemacht weil mich Opel nicht interessiert), man kann’s lesen wenn man mag oder wegklicken. Alle Macht der Maus. Die kann mir kein Werber nehmen. Manchmal reicht mir schon der Anblick von blöder Google Werbung und ich klick weg. Und? Keiner nimmt uns unsere Spielwiese weg. Da sieht es in anderen Ländern ganz anders aus. Dazu hab‘ ich gerade bei mir was geschrieben. Übrigens aufgrund eines Hinweises vom Don, gefunden via Spreeblick. Und die zappeln nicht (hab‘ ich das echt gesagt?)

    Ende der Werbung 😉

  2. Hokey

    Das mit der Bastion glaubt vermutlich niemand wirklich. Auch der Don nicht, ich schätze, der kennt sich dafür zu gut in der deutschen Pressegeschichte aus, auch wenn er als Historiker seinen Schwerpunkt im Mittelalter zu haben scheint.

    Bei den Freundinnen-Blogs ging es ja vor allem darum, dass die Freundinnen kostenlos für den Verlag bloggen, der sich dann den Mehrwert aufs Konto buchen kann.

    Ich denke, die Blogger sollten sich genau überlegen, wann sie für wen ihren Kopf hinhalten, denn wie Du sagst: sie haben es in der Hand.

    Google-Ads sind ja (fast) harmlos. Die sind kontextabhängig, dafür muss kein Blogger inhaltlich seine Finger krumm machen. Auch wenn Blogger (von mir aus regelmäßig) Werbung für bestimmte Produkte machen, soll es mir egal sein, solange sie unabhängig und frei in ihrer Entscheidung sind sind. Und das nicht nur auf dem Papier (a’la Opel), sondern de facto. Deshalb lieber der Opel-Fanclub-Vorsitzende als Ix oder Dahlmann.

    Und Spreeblick zappelt nicht. Hatte ich ja in den vorigen Beiträgen (indirekt) gesagt. Aber die sind, bei aller Werbung, doch immer unabhängig geblieben. 😉

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