Ach, der „Dieselgipfel“. Eigentlich nichts weiter als der Beweis, dass die Politik der Autoindustrie vom Scheitel bis zum Halsansatz im Arsch steckt. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass sich nichts ändert. Wird es wohl auch nicht, zumindest nicht angetrieben durch Politik und Industrie.

Doch wenn die letzten zwei Dekaden eines gezeigt haben, dann wie schnell die Dinge sich doch ändern. Nokias Blütezeit wird nahezu verdrängt von dem fantastisch schnellen Untergang, den dieses Unternehmen hinnehmen musste – die heutigen Jugendlichen kennen Nokia nur aus den Erzählungen der Alten. Gleiches gilt für das klassische Fernsehprogramm. Auf einer weit entfernten Insel mit nur mäßiger Internetbandbreite fiel mir auf, dass unsere jüngste Tochter das Konzept „Fernsehwerbung“ gar nicht kennt. Sie beschwerte sich lauthals, dass da irgendein Idiot ihr schönes Kinderprogramm unterbrochen hatte. Auch, dass man sich nicht aussuchen kann, was gesendet wird, war ihr neu. Ihre Generation wird mit Ritualen wie Tagesschau oder dem Tatort nicht mehr viel anzufangen wissen, sich neue Rituale suchen, anders „fernsehen“. Und da kann die Programmkommission in noch so vielen Töpfen rühren, sich anzupassen versuchen, aber das Konzept „zu festen Zeiten gesendete TV-Beiträge“ wird an Bedeutung massiv verlieren; dass Pay-TV sich überhaupt noch hält, grenzt an ein Wunder. Auch die Autoindustrie wird nicht verschont bleiben.

In der Autobranche gelten derzeit nicht die großen und den Nationalstolz befeuernden deutschen Autohersteller als die Innovatoren, es ist mit Tesla wieder einmal ein Unternehmen aus dem Silicon Valley, dass  Maßstäbe setzt. Durchaus mäßige Maßstäbe, wie Johnny Häusler in seinem lesenswerten Beitrag unterstreicht, aber es reicht doch, um den großen Dinosaurieren den Schneid abzukaufen.

Dass der größte Hoffnungsträger aus dem Silicon Valley stammt, ist auch für Sascha Lobo kein Zufall. Unter Verweis auf Tesla argumentiert Sascha Lobo in seiner aktuellen Kolumne (sie nennen es nicht mehr Blog!), dass es eigentlich keinen „Dieselgipfel“, sondern einen „Digitalgipfel“ geben sollte und bringt das Problem auf den Punkt:

Der Dieselgipfel ist ein Fanal mangelnder Digitalität des Landes. Ein Symbol des Unvermögens, den Wert der Erneuerung gegenüber dem der Verbesserung zu erkennen. Mit allen Mitteln sollte die schwindende Ära des Verbrennungsmotors verlängert werden.

Ungünstige Verflechtungen zwischen Politik und Industrie, verschlafene Marktentwicklungen sowie eine Geringschätzung des Virtuellen hinderten Politik und Industrie in Deutschland daran, Neuerungen anzupacken, anstatt bloß Altes zu verbessern. Das kann man so unterschreiben, nicht bloß für die Autoindustrie. Und ehrlich gesagt habe ich keine großen Probleme damit, wenn der ein oder andere Hersteller für seine Betrügereien ein wenig oder auch ganz den Bach hinuntergeht. Dann entflechten sich auch Politik und Industrie wieder ganz von selbst…