Was man sich diesertags alles vom Brutalosport Boxen verspricht, ist bisweilen erstaunlich. Ich ärgere mich ja schon lange über diese „Jugendarbeit“, die ausgerechnet jugendlichen Gewaltverbrechern in Boxcamps beibringt, wie man seinem Gegner mal so richtig wehtut („Komm Junge, weißt doch jetzt, wie man ’nen Leberhaken ansetzt!“, „Auf die Milz, auf die Milz!“). Es bleibt aber nicht bei Gewaltverbrechern. Gestern habe ich dann beim Zappen eine ARD-Doku zum Thema „Frauen und Karriere“ erwischt. Da standen dann Mütter vorm Sandsack und haben verbissen drauf eingedroschen. Sie sollten da wohl ihr Durchsetzungsvermögen trainieren, sich „durchboxen“ lernen oder so. Wie echte Kerle mal so richtig auf irgendwas eindreschen, Dampf ablassen. Oder sich einfach nur einmal in körperlicher Gewalt üben, was weiß ich. Soll auf jeden Fall der Karriere zugute kommen, wirkte aber eher wie Voodoo unseres Fitnesszeitalters. Boxen, das Allheilmittel. Beugt Gewaltdelikten vor und fördert ihre Karriere. Nehmen Sie Boxen dreimal wöchentlich, es steigert auch Ihr Wohlbefinden.

Als bekennender Boxfan würde ich zur Charakterentwicklung eher Tennis empfehlen. Ein angeknockter Boxer kommt nur in äußerst wenigen Fällen mit sehr viel Glück wieder auf die Beine und dann auch noch zum Sieg. Schwer zurückliegende Tennisprofis haben aber schon mehr als einmal am Ende doch noch den Sieg errungen – durch puren Willen und Kampfgeist. Ohne Milzriss.