Isch 'abe gar kein Untertitel...

Der Sound des Computers: Amiga-Soundtracks

Der Amiga war der erste Computer, den ich oft anschaltete, nur um Musik zu hören. Gegenüber den doch kantigen Klängen ihrer Vorgänger bestachen die Amigas durch ihre Fähigkeit, vier Stimmen gleichzeitig und in Stereo auszugeben. Darüber hinaus generierten sie den Sound nicht auf dem Chip, sondern sie nutzten 8-Bit-Samples. Und das brachte den Heimcomputersound weit nach vorne, wie man hören kann. Anlage aufdrehen. Es geht los!

Die Karibik im Computer

Hatten sich sich die Produzenten der Soundtracks prominenter Adventure-Games auf dem C64 (siehe letzter Beitrag) nicht gerade mit Ruhm bekleckert, so sollte sich das auf dem Amiga schwer ändern. Ein Klassiker der Computermusikgeschichte ist das Intro-Theme des Adventure-Klassikers Monkey Island I – und das nicht nur wegen des Bekanntheitsgrades des Spieles. Nie hat es ein Soundtrack dem Spieler so leicht gemacht, in ein Spiel akustisch einzutauchen; auch ohne Bild kann sich der Zuhörer mit der Musik in die Atmosphäre der Scumm-Bar einfühlen. Die Sample-Technik bot den Musikern zum ersten Mal die Möglichkeit, mit den „real“ klingenden Samples authentisch wirkende Musik zu komponieren, sodass es ein Leichtes war, das Karibik-Gefühl über die Lautsprecher zu transportieren. (Mehr Karibik-Feeling gibt es in dieser Youtube-Playlist).

Doch auch auf dem Amiga bewegten sich die Komponisten im Spagat zwischen der Imitation bekannter Instrumente und den Möglichkeiten, den Amiga als neues Instrument zu begreifen. Denn gerade die Sample-Technik bot den Komponisten, trotz der 8-Bit-Beschränkung, nun alle Möglichkeiten, aus den neuen Instrumenten Fantastisches herauszuholen.

Großer Sound bei wenig Speicher

Turrican II
Eines der herausragendsten Stücke lieferte Chris Hülsbeck mit dem Soundtrack zu Turrican 2  einem Jump-’n-Run-Shooter, bei dem neben dem Gameplay auch die musikalische Untermalung erstklassig war. Um das fantastische Intro jederzeit hören zu können, ohne die Kiste starten zu müssen, nahm ich es mir sogar auf Kassette auf. Hülsbeck avancierte mit seinem Turrican-Soundtrack zu einer festen Größe in der Welt der Computermusiker – nicht zuletzt der Westdeutsche Rundfunk führte in Köln beim Konzert „Symphonic Shades – Hülsbeck in Concert“ Stücke Hülsbecks im Funkhaus Wallraffplatz auf. Doch Hülsbeck war nicht der einzige, dem es gelang, dem Amiga fantastische Musik zu entlocken.

Auch die beliebte Pinball-Reihe bestacht durch ausgezeichnete Musik. Der Spieler konnte sich auf vier virtuellen Flippern austoben, die auch in Sachen realistisches Gameplay und Grafik ihresgleichen suchten (Pinball Dreams im LongplayPinball Fantasies im LP). Jeder der vier Flipper bot seine eigene Musik und zeigte die Vielfältigkeit der musikalischen Möglichkeiten der kleinen Kiste. Man bedenke, dass der Amiga hier keine vorgefertigten Soundfiles abspielt, wie man es heute machen würde. Denn 3 Mb Speicherplatz pro Soundtrack waren damals eine Menge Holz (bei gerade mal 512kb RAM!), die man sich irgendwie sparen musste – Samples sei Dank!

Und so wundert es nicht, dass es zahllose großartige Soundtracks zu Amiga-Spielen gab. Ob bei einem Fantasy-Jump-’n-Run wie „Shadow of the Beast“ oder einer fetzigen Rennspiel-Simulation wie „Lotus Turbo Challenge 2“ – die Möglichkeiten des Amiga ließen die Konkurrenzsysteme (hier ein direkter Vergleich zwischen Atari ST/Amiga) äußerst alt aussehen, was sich offensichtlich auch in der Demo-Szene herumsprach. Doch dazu mehr im nächsten Beitrag.

3 Kommentare

  1. Sebastian

    Ist heute Nostalgie Woche? Du hast naemlich Another World vergessen. Und Simon the Sorcerer.. Worms, Syndicate, Indiana Jones…

  2. Hokey

    Hatte „Another World“ überhaupt Musik? Da gab’s doch nur Geräusche, wenn ich mich nicht täusche? Und Worms hatte auch nicht den Hammer-Soundtrack. Indy wäre noch ein schönes Beispiel für eine Kino-Adaption gewesen, aber außer dem Intro war da auch nicht viel los.

  3. Sebastian

    Another World soundtrack https://www.youtube.com/watch?v=PjvaNzYQ5b4

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