Zu dieser Stunde hocken wieder hunderte Gorillamännchen vor ihren Laptops, trommeln sich an die behaarte Brust und stoßen ihren stumpfen Kriegsschrei aus: "HUUUNTIGTOOOON!" Der letzte Gorilla hockt bei der FTD, aber es wird nicht der letzte bleiben.

Vielleicht ist es auch nur eine journalistische Art und Weise zu sagen "Ich habe auch schon mal was von Huntigton gehört!", was zu hoffen bleibt. Wünschen kann man sich nicht, was so mancher Publizist auf seine Tastatur geifert:

Und viertens: Wir sollten bereit sein, diese Werte nach außen und innen zu verteidigen.

Wenn der Konflikt um die anstößigen Karikaturen uns etwas gelehrt hat, dann ist es, so hoffe ich, Punkt Nummer vier. Wir Europäer sollten dem Kampf der Kulturen nicht ausweichen. Wir sollten versuchen, ihn zu gewinnen.

 
Und wie? Der listige Herr Münchau hat den Text an dieser Stelle beendet. Ausgetrommelt. Wo es doch jetzt erst spannend wird.

Wie stumpf so manch Kommentator schreibt, merkt man daran, dass er nicht einmal mehr in der Lage ist, trennscharf zwischen deutscher und amerikanischer Terminologie zu unterscheiden, auch wenn die deutsche Wortwahl prägnanter wäre. Zu viel CNN geguckt, Herr Münchau? Auch mal cool sein wollen? Das deutsche Wort "Karikatur" trifft, insbesondere in einer deutschen Zeitung, im aktuellen Bilderstreit die Sache viel besser als das amerikanische "Cartoon". Für deutsche Ohren klingt "Cartoon" nach Mickey Mouse, und damit haben die in der dänischen Zeitung veröffentlichten Zeichnungen wohl am wenigsten gemein.

So richtig schlimm wird es aber erst, wenn Münchau vom europäischen "Dornröschenschlaf" spricht. Auffällig ist hier die sprachliche Parallele zur Erweckungssemantik der Nationalisten vor den beiden Weltkriegen. Auch damals war das Wort "Kulturkampf" in aller Munde und man wünschte sich die Erweckung aus dem nationalen "Dornröschenschlaf". Man stellte sich die Nation als eine in mythischen Zeiten geborene Gemeinschaft vor, die nach ihrer Erweckung quasi ein heilsgeschichtliches Ziel zu erfüllen hatte. Das Resultat waren zwei von europäischem Boden augehende Kriege, die in der Weltgeschichte ihresgleichen suchen.

Und nun soll "Paneuropa" erweckt werden? Kann mal jemand Herrn Münchau wecken? Er hat die letzten sechs Jahrzehnte europäischer Politik verschlafen. Und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts obendrein. Wie kann ein Mensch, der mit offenen Augen durchs Leben geht, ein schlafendes Europa herbeischreiben? Schlafen Sie weiter, Herr Münchau!

Man kann Herrn Münchau und Leuten seines Schlages nur wünschen, dass sie sich aus Dummheit und nicht aus Boshaftigkeit derart im Ton vergreifen. Ein Dritter Weltkrieg ist das letzte was wir uns hier leibhaftig herbeisehen sollten. Denn dann hätten so oder so die Falschen über die Zivilisation gesiegt. 

(via Lautgeben)