Schon seit einer halben Ewigkeit habe ich meine erste E-Gitarre nicht mehr angerührt, es sei denn zum Umstellen, Umräumen oder Umziehen. Gespielt? Nö. Dafür hatte ich ja meine Yamaha, mit 24 Bünden, frei schwebendem Floyd-Rose-Tremolo, Humbucker und superflachem Flitzefingergriffbrett. Wofür also die popelige Stratocaster-Kopie, die mir mal aus einem dieser billigen Startersets entgegenpurzelte?

Gestern habe ich sie in einem Anflug von Pragmatismus wieder ausgepackt, weil ich noch eine Gitarre in Eb brauchte, und – woooha! Deadspots hin, Deadspots her, Singlecoils hin, Singlecoils her – das Dingen rockt! Wider Erwarten komme ich auf dem dickeren Griffbrett sogar besser zurecht als auf der teureren Konkurrentin, die festliegende Brücke erleichtert schnelle Anschläge und sorgt für mehr Sicherheit. Schnelle Läufe gehen ebenso gut von der Hand wie auf der großen Schwester und ich frage mich wirklich, warum ich das Instrument so lange habe vor sich hinstauben lassen? Der Sound ist schön "stratig" und je nach Einstellung des Effektgerätes kommt man sich wirklich vor wie Jimi Hendrix oder Stevie Ray Vaughn. Dabei hängt sie sehr angenehm am Körper und schont das Handgelenk (dem es übrigens wieder wunderprächtig zu gehen scheint).

Aber auch bei "härterer" Spielweise (bei der man oft sehr viel filigraner zu Werk gehen muss als beim Blues), hat mich die Billigstrat gestern überrascht – ist doch ihre 24-bündige Konkurrentin extra für diesen Zweck produziert worden. Trotzdem kommen bspw. Maiden-artige Riffs besser über die Strat, vermutlich wegen der festeren Brücke, die dem Handballen mehr Rückgrat bietet. 

Ich glaube, ich habe eine neue alte Freundin. Weiß der Teufel, warum ich sonst immer über meine kleine Stratkopie gelästert habe? Und wo ich gerade dabei bin, trommele ich ein gleich wenig Werbung für Planet-Guitar.de, denn die Workshops von und mit Hansi Tietgen dort sind immer große Klasse!