Himmel, da blieb mir Sonntag fast das Herz stehen, als ich nichtsahnend beim Frühstück die kostenlose regionale Sonntagszeitung „OWL am Sonntag“ aufschlug. Bis dahin nur für lokalen Kleinkram (Neue Bushaltestelle in Sieker… Oma überfährt Eichhörnchen mir Rollator…) oder wegen der den Konsumtrieb anregenden bunten Blättchen (kumma… Marktkauf und Novo haben wieder den gleichen Müll im Angebot…) zu gebrauchen.

Aber diesen Sonntag ist mir klar geworden, dass in dieser Zeitung mehr stecken muss. Dass sie nicht nur als informativ getarnter Briefumschlag für eine Massenwerbesendung dient. Dass sie nicht alleine Nonsens über lokale Taubenzüchtervereine verbreitet. Sondern, dass auch das unschuldige Papier dieser Sonntagszeitung für den Wahlkampf mißbraucht wird. Denn kaum, dass man sie aufschlägt, springen den arglosen Leser zunächst einmal folgende Bilder an:

Merkel plant Energiegipfel

Uff…das war schon hart…auf Seite zwei, wenn ich mich recht erinnere… hammerharte Spritpreise und dann verweist man im Lokalblatt auf Angela Merkel!? Das kam mir schon ein wenig komisch vor, aber man denkt sich ja beim lokalen Käseblatt nichts, bis ich dann zwischen Käse- und Wurstbrötchen weiterblätterte…

Strothmann grient im Cafe

Uäääh… was war das? Schon wieder CDU? Das ist doch hoffentlich nicht die Reporterin, die sich da grinsend mir Strothmann bei einem Kaffee erwischen lässt! Neee… wahrscheinlich schicken die bei sowas nur ’nen Fotografen… im Text Biographisches… und der typische Schmonz: Wie schafft man das als Frau nur mit Familie und Politik, Frau Strothmann? Was für’n schleimiger Schmalz. Meine Mutter kommt nie in eine Zeitung, die sie fragt, wie sie das nur schafft… Familie und Arbeit… bei Politikerinnen scheint das immer noch etwas Besonderes zu sein…

Igitt… aus der harmlosen Zeitung trieft es vor CDU. Der Apettit vergeht mir so langsam, der Kaffee ist auch schon ganz schwarz. Lieber einen Schluck Milch… ahh… schon besser. Jetzt will ich’s aber wissen. Wie viel Proaganda steckt in so einem kleinen Sonntagsblatt? Ich blättere weiter und werde jäh gestoppt. Eine ganzseitige Anzeige verhagelt mir jedes Weiterblättern:

!!! SCHOCK !!!

Okay, das war’s. Eine ganzseitig kantengeglättete Merkel – das reicht! Als unbescholtener Bürger muss ich mir das nicht bieten lassen. Wer darf diesen CDU-Schund eigentlich jeden Sonntag an öffentliche Haushalte verteilen? Oha – im Impressum findet sich ein Verweis auf das Westfalenblatt, unser schwarzes Gegenstück zur Neuen Westfälischen. Daher weht also der Wind… und Wikipedia verrät, dass der Springer-Verlag Anteile daran hält… das erklärt einiges. Von denen lasse ich mir das Frühstück nicht nochmal versauen. Wo sind eigentlich meine Briefwahlunterlagen?