Klitschko / Pulev

Das war ja ein unerwartet offener Kampf von Vladimir Klitschko. Kaum, dass ich einen Unmutstweet über dessen sich „dem-Gegner-an-den-Hals-werfen“ herauszwitscherte, lag Pulev schon das erste Mal am Boden. Nach dieser Linken taumelte Pulev sichtlich, versuchte zwar noch, sich durch Mätzchen als kampfbereit darzustellen, lag keine zehn Sekunden später aber schon wieder auf dem Boden. Dass er dann wieder aufstand (und in der dritten Runde dann noch einmal), ist ihm aus kämpferischer Sicht hoch anzurechnen. Beeindruckend aber auch Klitschko, der sich nicht zu wilden Angriffen hinreißen ließ, um dem Kampf ein schnelles Ende zu bereiten, sondern geduldig bis in die fünfte Runde wartete, um seinen Gegner auszuknocken. Andere überpacen dann gerne und verschwenden mit wilden Angriffen Energie. Auf der anderen Seite verblüffte wiederum die Vorsicht, die Klitschko wieder walten ließ, welche ihre Ursache in den krachenden Niederlagen von 2003 und 2004 zu haben scheint. Eine schöne Analyse dazu findet man bei HBO.

Sturm / Stieglitz

Von ganz anderem Format war der Kampf des letzten Wochenendes, als Robert Stieglitz und Felix Sturm sich unentschieden trennten. Bei temporeicher Dynamik, erstklassigem technischem Boxen und einer unglaublichen Ausdauerleistung  von beiden Boxern war das gewiss einer der besten Kämpfe, den ich je gesehen habe.  Und das ansonsten so unbefriedigende Unentschieden ging in diesem Fall voll in Ordung; beide hätten den Sieg verdient gehabt – Sturm wegen seiner erstklassigen Technik und den klareren ersten Runden und Stieglitz wegen seines unermüdlichen Vorwärtsdranges und den letzten Runden, die er für sich entscheiden konnte. Da muss man den oft gescholtenen Ringrichtern auch einmal ein Lob aussprechen.