Immer, wenn ich mich hier hinsetze, um etwas zu bloggen, dann fällt mir nix mehr ein von all dem, was mir in den vergangenen Tagen so durch den Kopf gegangen ist.

Nun, ein großes Thema war Erdogans Machtübernahme. Es ist so vieles erstaunlich an dieser Geschichte. Zum Beispiel, dass so viele Türken tatsächlich hinter Erdogan zu stehen scheinen. Dass niemand gegen ihn auf die Straße zu gehen wagt. Dass die Außenpolitik der demokratischen Länder offensichtlich schulzerzuckend zuschaut und immer noch Erdogans Spiel mitspielt. Und dass wir uns hier, immer schön politisch-korrekt, Hitler-Vergleiche verbitten. Man kann und muss alles miteinander vergleichen können. Auch Birnen und Äpfel, und man sollte sogar. Nur wer Angst vor dem Ergebnis hat, scheut den Vergleich.

Umso erstaunlicher, dass selbst nach der Verhängung des Ausnahmezustandes immer noch relativierende Stimmen in den Medien zu hören sind. Auf WDR 5 warb heute morgen ein deutscher Journalist um „Verständnis“ für Erdogan, der Arme habe ja immerhin einen Putschversuch hinter sich. Dann übernahm er auch noch stumpf die Argumentationslinie Erdogans, in EU-Staaten wie Frankreich gebe es ja Ausnahmezustände für viel geringere Anlässe. Da wäre ich ja am liebsten durch den Apparat gestiegen und hätte dem treudoofen Erdoganversteher gerne mal die Schlagzeilen der letzten Tage um die Ohren gehauen. Werden in Frankreich gerade etwa massenhaft und systematisch politische Gegner verfolgt? Die Bildung entkernt? Richter entlassen? Die Gewaltenteilung aufgehoben? Strebt irgendwer in Frankreich eine religiös-nationalistische Diktatur an?

Sogar hier in Deutschland wird zur Denunziation unserer Mitbürger aufgerufen und so ’n schluffiger Journalist findet, man müsse das auch mal verstehen können. Idiot!