Isch 'abe gar kein Untertitel...

Gedankenfreiheit

Ich hatte eigentlich vor, mich in das Getümmel um Frontal21 (das ich jetzt extra nicht verlinke :-p) zu stürzen, befand dieses aber nach Lesen des neuesten Artikels auf Axonas für überflüssig und verweise stattdessen lieber dorthin. Inmitten dieser von Dogmatik bestimmten Blogmasse (wovon ich mein Blog nicht ausnehme) eine Insel der Gedankenfreiheit.

Nebenbei fällt mir auf, dass ich meine Kategorien irgendwann mal umstrukturieren muss.

5 Kommentare

  1. MartinM

    Das stimmt schon, Julio denkt „quer“, und macht das gut, allerdings habe ich den Eindruck, dass er Anschauungen vergeleicht, die völlig verschiedenen Kategorien angehören. (Nicht Äpfel mit Birnen, sondern Äpfel mit Musikstücken.)
    Die Evolution ist eine Theorie – so wie die Gravitationstheorie. Wenn man aufhört, daran zu glauben, funktioniert sie immer noch.
    Kreationismus ein Glaubenssatz. Würden den Fundi-Christen nicht selber ständig „Offenbarungsglauben“ und „wissenschaftliche Theorie“ verwechseln, gäbe es den Konflikt „Darwinismus / Kreationismus“ gar nicht. Aber das haben andere – einschließlich Pappa Ratzi – schon viel besser erläutert.

  2. Hokey

    Mir gefällt bei Axonas die Grundhaltung, die ich in ähnlicher Form übrigens auch bei [url=blogfrei.de/metalust/]Metalust und Subdiskurse[/url] so schätze. Da wird weniger geholzt als vielmehr diskutiert und auch Gegenstimmen zugelassen, und das vermisse ich bei vielen Blogs. (Obwohl natürlich beim Bloggen mitunter ja auch gerade das Holzen so viel Spaß macht. 😉 )

    Ich sehe den Mehrwert in Julios Artikel eher in der Quintessenz: Denk mal drüber nach, was Gedankenfreiheit bedeutet. Und dann wird einem klar, wie schwer man dieser Forderung nachkommen kann. (Ganz abgesehen davon, dass das Hinterfragen von Schulbuchinhalten curriculares Pflichtprogramm sein sollte.)

    An der Einstellung der Fundi-Christen (und ich habe schon einge kennengelernt) wird sich über kurz oder lang nichts ändern, denn sie haben ein Ass im Ärmel, das alle anderen Trümpfe, egal wie gut sie wissenschaftlich begründet sind, aussticht: den allmächtigen Gott.

    Man muss sich nur fragen, und das macht Julio meines Erachtens, mit welchen Mitteln man dieser doch recht abstrakten „Gefahr“ begegnet und ob man jetzt jeden christlich-gläubigen Bio-Lehrer an den Pranger stellen will. (Geschichtslehrer müsste man sich dann ebenfalls vorknöpfen… Apokalypse und so…)

    Einen Vergleich von Äpfeln und Birnen müsste man eigentlich mal verfassen – der ist sowieso ist schon lange überfällig. Keine Ahnung, warum die Leute glauben, man dürfe Äpfel nicht mit Birnen vergleichen…

  3. MartinM

    Äpfel und Birnen könnte man nach dem Nährwert vergleichen – also auf einer „höheren Abstraktionsebene“ – nach Brennwert, Vitamingehalt, Gehalt an Aminosäuren usw. usw .. Genau so ist ein Vergleich des Kreationismus mit dem „Darwinismus“ auf einer abstrakten Ebene möglich. (Die auf eine Doktrin hindeutende Endung „-ismus“ stört mich übrigens sehr. Die Evolutionstheorie sehe ich in der Kategorie „die Erde ist ein Planet, der um die Sonne kreist“, eine empirisch bewährte Tatsache. Man spricht ja auch nicht von „Galleiismus“, „Newtonismus“ oder „Einsteinismus“.)
    Das kritische Hinterfragen von Lehrinhalten halte ich auch im Falle der Biologiebücher für sinnvoll, denn mir sind durchaus Fälle bekannt, in dem mit der darwinschen Evolutionstheorie „sachfremde“ Inhalte begründet wurden. Sichtworte: Sozialdarwinismus, versteckter Rassismus, biologischer „Fatalismus“ („so ist die Natur nun einmal“) – den von Papst und Fundis angeprangerten dokrinären Materialismus, wie einst in vielen DDR-Lehrbüchern, aber wohl nicht mehr.

    Was ich – jetzt auf der persönlichen Ebene – am ARTE-Beitrag sehr schätze, ist, dass er sich überhaupt mit dem christlichen Fundamentalismus auseinandersetzt. Das ist eine notwendige Ergänzung zur notwendigen Auseinandersetzung mit dem nicht nur abstrakt gefährlichen islamische „Fundamentalismus“. Ich ziehe übrigens die Bezeichnung „Islamismus“ vor, eine Ideologie, für die die religiöse Überlieferung Rechtfertigung für politisches Handeln ist. Analog sehe ich bei einigen – nicht allen! -Fundi-Christen eine Ideologie, nach der konkretes, sehr autoritäres und Bürgerechtsfeindliches politisches Handeln mit zweckentsprechend interpretierten Bibelsprüchen gerechtferrigt wird. (Also – erst die Schwulenfeindlichkeit, dann die Suche nach dem passenden Bibelspruch, mit dem sich die Schwulenfeindlichkeit als „gottgewollt“ darstellen läßt.)
    Wenn es einen „Kampf der Zivilisationen“ gibt, dann verläuft die „Front“ nicht zwischen „Abendland“ und „Islam“, sondern mitten durch die jeweiligen „religiös-kulturellen Blöcke“ hindurch.

    Ja, die Frage nach den Mitteln –

  4. Hokey

    Hi MartinM, hat Dir da meine Kommentarfunktion einen Streich gespielt, oder sollte da nix mehr folgen? (Nach „Mitteln -„)

    Als jemand, der ’ne Menge Fundi-Christen kennt, muss ich sagen, dass ich mit der „Henne-Ei-Frage“ vorsichtiger wäre. Ich glaube nämlich aus eigener Anschauung nicht, dass am Anfang die politische Forderung steht (nehmen wir ein paar beliebige: Feindlichkeit gegen Homosexuelle, Frauen an den Herd, etc.), sondern dass diese aus der christlichen Weltanschauung herrührt.

    Man muss sich vorstellen, dass Christen (und ich habe mich hier ja schon mehrfach als einer ge“outet“, aber da ich das nicht täglich tue, kann ich das nicht bei allen Lesern voraussetzen) eine völlig andere Sicht auf die Welt entwickeln als Nicht-Christen. Angefangen bei der Schöpfung über die Weltgeschichte bis hin zur Endzeit. Die haben schon eine ziemlich fertige Vorstellung über diese Welt. Und aus dieser speisen sich dann politische Forderungen.

    Ich bin überzeugt, dass diese Menschen wirklich [i]glauben[/i], dass Homosexualität nicht gottgewollt ist. Es mag einige geben, die (Mr.Bush?) die Bibel als Kulisse nehmen, um ihre politischen Ansichten einer besonderen Zielgruppe präsentieren zu können, aber gläubige Christen würden das auf diese Weise nicht machen können, weil ihre „Politik“ von ihrer Weltsicht, die sich christlich-fundamental speist, bestimmt wird. Die ist natürlich wieder abhängig von bestimmten Arten, die Bibel zu interpretieren, Erziehung, Machtkämpfen um Deutungshoheit innerhalb der chr. Gruppierung, usw.

    Kurz: Ich denke durchaus, dass die christliche Argumentation dazu genutzt wird, bestimmte menschenfeindliche politische Denkweisen nachträglich göttlich zu weihen, aber dass gleichzeitig viele Christen (und christl. Politiker) auch tatsächlich an diese göttlich Legitimation glauben. Bei diesen Leuten steht tatsächlich zuerst der Glaube an die (ihre) christliche Lehre.

    Deine These vom „Kampf der Zivilisationen“ – Säkulare gegen religiös Fundamentale, finde ich sehr bedenkenswert; so hatte ich das noch gar nicht betrachtet. Das sollte man vielleicht eher im Auge behalten, anstatt sich auf die politisch-kulturelle Grenze zu verengen.

  5. MartinM

    Ja, ich wollte noch was schreiben, habe aber statt „Vorschau“ „Absenden“ erwischt und jetzt weiß ich selbst nicht mehr, was ich schreiben wollte.

    Obwohl ich auf meine Weise durchaus „gläubig“ bin (im Sinne einer nichtchristlichen Mystik), kann ich mich sehr schwer in die „Denke“ eines christlichen oder islamischen Fundamentalisten hineinversetzen – für mich gibt es keine endgültigen Gewissheiten, nur den „derzeitigen Stand des Irrtums“ – über jeden Zweifel erhaben ist gar nichts, einschließlich der eigenen Existenz. Hinzu kommt, dass meine „Glaubenswelt“ sich radikal von der eines Bibelgläubigen unterscheidet. Aber das führt jetzt zu weit.

    Im Kulturkampf würde die eine Seite (zu der ich mich ohne Einschränkung zähle) nicht unbedingt sekulär, sondern besser rational-humanistisch nennen, denn ich würde Pappa Ratzi nicht gerade im sekulären Lager verorten. Es ist die Auffassung, dass „Vernunft“ und „Glauben“ kein Widerspruch sind, sondern zusammengehören und das Religion, Wissenschaft, Metaphysik, Politik usw. letzten Endes für den Menschen da sind, und nicht der Mensch für die Religion, Wissenschaft usw. usw.. Auf der Seite des „Fundamentalismus“ verorte ich Menschen, die genau der gegenteiligen Ansicht sind: „Göttliche Offenbarung“ hat gegenüber menschlicher Vernunft stets den Vorrang, und der Mensch ist für die Religion da. Wobei es durchaus auch „weltliche“ Fundamentalisten gibt, für die sekuläre Ideologien an Stelle der „göttlichen Offenbarung“ treten – was einen ideologischen Materialismus oder eine ideologische „Wissenschaftsgläubigkeit“ einschließt.

    gegen religiös-fundamentalistisch

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