Isch 'abe gar kein Untertitel...

9/11-Doku

Gestern lief eine beeindruckende Dokumentation über 9/11 auf einem der öffentlich-rechtlichen Sender, ich glaube, im Rahmen der Reihe ZDF-History. Das Interessante an dieser Doku sind nicht zahllose Verschwörungstheorien und Detailanalysen, sondern das puristische Gegenteil: Die Doku bedient alleine sich des Materials all der Menschen, die am 9.11.2001 ihre Kameras auf Süd-Manhattan gerichtet hatten und blendet zwischendurch immer wieder auch den Funkverkehr der Rettungskräfte ein – immer mit Untertitel. Der Spannungsbogen reißt, dank der Imposanz des Ereignisses und einem geschickten Schnitt sowie der fast unmerklichen Hintergrundmusik, nicht ab.

Dabei geht die Doku chronologischen vor und es kommt, abgesehen von dem Schauder, den dieses Ereignis immer noch hervorzurufen imstande ist, zu wirklich überraschenden Momenten und neuen Einsichten. Da ist die Familie, die aus sicherer Entfernung ihre Kamera auf ein Stativ platziert hat, um das Grauen zu filmen. Plötzlich tönt aus dem Off überrascht die erste Erkenntnis: „Ich glaube, ein Turm ist eingestürzt.“ Eine halbe Stunde später wieder Überraschung: „Oh, beide Türme sind verschwunden.“

Die Kinnlade fiel mir dann runter, als ein Kameramann sich nach dem Einsturz des Südturms in das eingestürzte Gebäude wagt und im Foyer auf einen geschäftigen Feuerwehrmann trifft: „Man hat uns gesagt, die Spitze sei eingestürzt. Hier war alles voller Glas und Staub. Ich bin der Letzte hier.“ Da überlebt dieser Mann im Zentrum des Orkans einen Gebäudeeinsturz gigantischen Ausmaßes und scheint nicht einmal zu ahnen, dass alleine schon wegen der Staubwolke, die dieser Einsturz verursacht hat, halb Manhattan auf der Flucht war.

Apropos Staubwolken: Diese alleine auf O-Töne zurückgreifende Dokumentation zeigt deutlich, wie sich Ängste gerieren. Von Beobachtern wurden Ähnlichkeiten mit Atompilzen ausgemacht und nicht wenige schienen besorgt zu sein, dass radioaktives Material die Luft verseuchen würde. Menschen, bedeckt von einer zentimeterdicken Staubschicht, hatte ich auch nicht mehr so im Gedächtnis. „Ich bin 69 und kann immer noch rennen.“, stellt ein staubbedeckter Mann fest. Andere wollen den Krieg, sofort, diese Araber, alle sollen sie dran glauben, jetzt.

Auch wenn die Ordnungshüter bisweilen sehr bemüht waren, Filmer und Kamerateams vom Ort des Geschehens fernzuhalten, so war ich ihnen am Ende doch dankbar für diesen multiperspektivischen Blick auf das Geschehen am 9.11.2001.

1 Kommentar

  1. kiesow

    danke für den tipp

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