Ich schalte den Fernseher ein: Große Aufregung. Die Chinesen mal wieder. Nicht nur, dass dieses schwer einzuschätzende, bedrohliche  Riesen-Volk „unsere“ Produkte abkopiert und in schlechter Qualität nachbaut (oder auch „Chinakacke“ fabriziert, wie ein guter Bekannter immer sagte, bis er bei der Konkurrenz einstieg, die nun die „Chinakacke“ gleich containerweise unters Volk jubelt), nein, jetzt plagiieren die Chinesen gleich ganze österreichische Dörfer!

Empörung! Kopisten! Expertenbefragung. Interview des gemeinen Fußgängerzonenvolks. Empörung! Experte: Kopieren gehört zur chinesischen Kultur. Bürgermeisterkommentar. Fugängerzonenvolkbefragung. Empörung! Tenor: Chinesen kopieren alles, einfach alles und das ist so gemein! Und vor allem typisch! Typisch!

Dass man bei unseren Freunden in Las Vegas durch kitschige Nachbauten venezianischer Kanäle gondolieren kann, dass man eine Kopie des Eiffelturmsvor eine Bettenburg gepflanzt hat, legt man als American Dream aus – „think big“. Machen es die Chinesen, liegt es an der Kultur des Kopierens. Viel interessanter finde ich, dass man beobachten kann, dass die Chinesen dieses „think bis“ sich ebenfalls zu eigen machen: Von wirklich erstaunlichen und großen Projekten hört man in den letzten Jahren eigentlich nur aus China. Und die Skyline von Shanghai braucht sich vor der New Yorks auch nicht mehr zu verstecken. Was auch immer die Meckerfritzen hinter den Alpen und in den Fußgängerzonen zu mosern haben, es dürfte eine Supermacht wie China bestenfalls wie Flohhusten vorkommen…