So schreibt
die Partei auf ihrer Internetseite,
die das dreigliedrige Schulsystem verteidigt und bei jeder anderen Herangehensweise an Bildung den flammenden Beelzebub an die Wand malt:

Der
Kindergarten bekommt einen Bildungsauftrag, mit Bildungsplan und qualifizierten
Erziehern. Es ist ein Skandal, dass in Deutschland Aufstieg durch Bildung immer
noch eine Illusion ist. Von 100 Kindern aus den unteren Schichten gehen 33 aufs
Gymnasium und 8 an die Universität. Aus der Oberschicht gehen 84 aufs Gymnasium
und 72 an die Universität. Das ist ja ein Skandal. Wir brauchen Eliten. Aber es
müssen Leistungseliten sein und nicht Herkunftseliten.



Zunächst muss man ja schmunzeln. Vielleicht war das
beabsichtigt. Aber in einem Text, der sich über die mangelhafte Bildung in
Deutschland (man beachte: Bildungspolitik ist Ländersache) mokiert und dann
einen stilistisch völlig deplazierten Satz wie „Das ist ja ein Skandal“
enthält. Vom inflationären Gebrauch des Wortes „Skandal“ gar nicht zu sprechen.

Schlimmer ist aber, dass man jetzt auch noch den Kindergarten
verbilden will. Nichts gegen Bildung, ehrlich. Aber ich habe ehrlich gesagt die
Befürchtung, dass hier nur ein weiteres Selektionsinstrument geschaffen wird,
um „dumme“ Kinder vorzusortieren. Obwohl wir das doch schon perfektioniert
haben:

  • wir sortieren Kinder schon vor dem ersten Schuljahr in gute und
    schlechte (das sind diese gefürchteten Untersuchungen beim Arzt, wo Kinder nach
    einer zwanzigminütigen Begutachtung von einem „Experten“ in ihrer Entwicklung
    beurteilt werden können…
  • wir sortieren Kinder nach
    dem vierten Schuljahr, so früh wie kein anderes europäisches Land, in Gute,
    weniger Gute und perspektivlose Vollidioten und schaffen damit feinste „Homogenität“.
    Angeblich, damit die Guten die besten Entwicklungsmöglichkeiten haben und die
    Schlechtesten optimal gefördert werden können. Und was sagt uns die Erfahrung?
    Die Realität? Na? Schon mal ´ne Hauptschule besucht? Waren unsere „Guten“ bei
    Pisa besser als die „Guten“ der anderen Länder?
  • Wir selektieren während der
    gesamten(!) Schullaufbahn. Es gibt schon Sitzenbleiber, Versager,  nach der
    ersten Klasse.
  • Am Ende der Schulzeit sortieren
    wir nach den jeweiligen Abschlüssen.

Dass es die Folge diese ganzen Sortiererei ist, dass „Unterschichtkinder“
nicht auf die Uni kommen, scheint die CDU auszublenden. Wer im zarten Alter von
zehn Jahren auf die Hauptschule abgeschoben wird, wo ihm von vorneherein für
die nächsten Jahre jede Chance auf gute Bildung und eine gute Lernatmosphäre verwehrt
wird, der wird es auch nicht mehr an die Uni schaffen. Aber hierzulande
scheint man den Lebensweg von Kindern schon nach dem vierten Schuljahr perfekt
einschätzen zu können. Ist doch ganz einfach, oder? Die guten ins Kröpfchen,
die Schlechten auf die Hauptschule. Fertig.

Und jetzt auch noch im Kindergarten? Wird es da dann auch „Sitzenbleiber“
geben? Und was macht die CDU, wenn sie feststellt, dass die Kinder in solchen „heterogenen“
Gemeinschaften (wie der Grundschule, wo die „Dummen“ mit den „Guten“ in einer
Klasse sind und auch die Ausländer noch dabei sein dürfen) besser lernen als in
„homogenen“ Lerngruppen? Das dreigliedrige Selektionsmodell abschaffen? Hah…

Auch das Thema „Leistungseliten“ ist wundervoll. Man sollte die
Verfasser dieses Pamphlets einmal fragen, wer denn alles aufgrund von
„Leistung“ in die Spitzengremien der CDU gelangt ist. Und wo wir gerade bei
Bildung und Leistung sind: Wie wird man doch gleich bspw. Schuldirektor? Durch besondere
pädagogische Leistung? Oder vielleicht doch dem Parteibuch? Muss ich da jetzt
wirklich Statistiken bemühen? Und warum gibt es so wenig Frauen in den oberen
Reihen der Politik und vor allem der CDU? Wenn die CDU so fein die Leistung
bewertet, leisten die Frauen der CDU dann einfach weniger, Herr Rüttgers?

Und ich hör jetzt auf, sonst kotze ich gleich…