Rainer Brüderle wird von einer Stern-Journalistin ins gesellschaftliche Off gestellt. Nicht dumm die Frau, anstatt sofort aufmerksamkeitsheischend in die Öffentlichkeit zu gehen, wartet sie ein Jahr lang auf die richtige Gelegenheit und gibt dem schmierigen Brüderle in dem Moment den Gnadenstoß, in dem er sich sogar für Philip Rösler als zu schwach erweist. Das ist ein im politischen Betrieb durchaus üblicher Vorgang. Und die FDP entblödet sich nicht, Brüderle auch noch zu verteidigen (Kubicki schwadroniert tatsächlich empört ausgerechnet vom „Tabubruch“) und auch die CDU bekleckert sich mit ihren Tweets nicht mit Ruhm. Leg‘ dich nicht mit Frauen an, Rainer, Mitleid hast du nicht verdient.

Auf Twitter gibt’s passend dazu den #Aufschrei. Bin bei dieser Art Shitstorm ja immer sehr zwiegespalten. Inhaltlich ist das alles richtig und moralisch, ethisch, praktisch stehe ich dahinter. Aber ich werde den Eindruck nicht so recht los, dass die meisten Tweets die eigene Selbstdarstellung als wahren Ursprung haben und die eigene moralische Überlegenheit offenbaren sollen. Da klicke ich dann meist schnell wieder weg. Zumal lediglich die eigenen Haltungen auf beiden Seiten bestätigt werden, eine Auseinandersetzung findet nicht statt. Das ist wie im amerikanischen Wahlkampf, wo die politischen Gegner sich auf der Straße begegnen, diskutieren, beschimpfen und am Ende bleibt alles beim Alten. Sinnlos. Was bleibt sind Verallgemeinerungen und verstärkte Vorurteile.

Interessanter wird es dann in den dazugehörigen Blogbeiträgen. Empfehle dazu die Kaltmamsell (da auch den Links folgen) und Frau Meike.