Die Zeiten ändern sich. Was vorgestern noch gut, war gestern schon schlecht und heute ist es mies. Zumindest gilt das für Bibi Blocksberg, wenn man sie aus Sicht von Politologen betrachtet.

Da gab es ja 2005 schon einmal diese Betrachtung eines Politologen, aus dessen Sicht Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen auf der falschen Seite des politischen Spektrums standen. Die waren nämlich viel zu weit links, antiautoritär, antikonservativ usw. Kurz: Bare linke Propaganda in Hörspielform gepresst.

Nun sind die Bibi Blocksberg-Hörer mittlerweile selbst Politologen geworden und reflektieren ihre politische Hörspielsozialisation. Das Ergebnis: Bibi ist eine kleine Spießerin, denn das dort vermittelte Familienbild sei zu traditionell und  es werde viel zu viel „konservative[r] Zeitgeist“ transportiert. Benjamin Blümchen hingegen repräsentiere löblicherweise den deutschen Wutbürger und „ein relativ kritisches Bild der institutionalisierten Politik“ werde gezeichnet.

Der erste Politologe klatscht jetzt gewiss begeistert in die Hände und freut sich, dass der junge Kollege seine These bestätigt, denn offensichtlich betrachtet dieser ja die Hörspiele aus einer wohlwollend linken Perspektive, was natürlich daran liegt, dass die subtile linksradikale Indoktrination von Bibi & Benjamin gewirkt hat.

Wir beobachten die Entwicklung mit Spannung und warten einfach noch einmal zehn Jahre, bis die nächste Politologen-Generation Bibi und Benjamin für sich entdeckt hat. Bis dahin bedauere ich, dass es diese Langweiler-Hörspiele immer noch gibt und sich niemand darum kümmert, dass Kinder endlich mal wieder frische, moderne Hörspielfiguren zu Ohren bekommen.

(Harald Martenstein hat sich übrigens auch süffisant dazu ausgelassen, ich mag ja dessen Kolumne ja durchaus gerne.)