Ganz richtig. Es sieht so aus, als würde Bundesminister Sigmar Gabriel sich für den freigewordenen Posten als Blogsau bewerben, die die Bewohner von Kleinbloggersdorf mit biegsamer Gerte durch die Straßen treiben dürfen.
Ausgerechnet Parteigenossen Marcel Bartels knöpft er sich vor, um gegen ein satirisches Bildchen vorzugehen, das schon seit 11 Monaten auf einem anderen Blog zu finden ist. 20.000 Euro Strafe dräuen Marcel bei Nichterfüllung der Forderungen, die ihm die Unterlassungserklärung aufbrummt, so er diese denn unterzeichnet.
Logisch, das schlägt hohe Wellen. Die ersten großen Blogs haben schon dazu geschrieben und im Laufe der nächsten Tage werden noch einige dazustoßen. Ferner haben im Verlauf des Vormittags wahrscheinlich mehr Leute das Bildchen gesehen als im ganzen letzten Jahr zusammengenommen. Ein voller Erfolg, Herr Gabriel! Neue Medien und ihre Wirkweise – das lernen wir noch. Spätestens jetzt.
Kritische, lehrreiche Reflexion zum Thema, Herr Gabriel und Advokaten, bekommen Sie bei Julio Lambing, der einen lesenswerten Artikel geschrieben hat. Nach seiner Theorie, die ich sehr bedenkenswert finde, wären Sie lediglich ein frühes Opfer einer Ihnen unbekannten, modernen Form der Agora, in der sie öffentlich ihre Exzellenz beweisen müssen. Viel gewinnen können Sie, dank Ihres Amtes als Bundesminister, allerdings nicht – bestenfalls erringen Sie einen "glanzvollen" juristischen Sieg über Ihren Parteigenossen Marcel Bartels.
Eins steht fest: Die Zeit, die Herr Gabriel für die unzivilisierte Keule, also für Telefonate und möglichen Schriftverkehr mit der Kanzlei seines Vertrauens verplempert hat, hätter er vielleicht besser in eine knappe E-Mail an seinen Genossen Marcel Bartels investieren sollen, dann wäre ihm einiges erspart geblieben – und kostengünstiger wäre das auch gewesen. "Kollerkommunikation" ist der treffende Ausdruck, den Thomas Knüwer dafür geprägt hat. Ich bin gespannt, wie ein Medienprofi wie Gabriel jetzt reagieren wird – und wie auf ihn reagiert wird.
Was für ein cooles Bild!