Die Familie sei die Keimzelle des Staates! – das versicherte mir mein Großvater schon vor 18 Jahren mit der Gewissheit des Nazizeit-Sozialisierten, und heute, im Jahr 2015, bricht ein FAZ-Kommentator eine Lanze für die „Keimzelle“ des Staates. Ich breche ab! „Der Fortschritt braucht Vater, Mutter, Kinder“, kommentiert Reinhard Müller, und bei der „beabsichtigten Gleichstellung von Ehe und ‚Homo-Ehe’“ geht es auch ihm „um die Keimzelle der Gesellschaft“.

Kernaspekt gegen die Homo-Ehe ist für Müller die Fähigkeit einer Hetero-Ehe, aus sich heraus Kinder produzieren zu können:

„Zwar bringt auch nicht jede Ehe Kinder hervor, wie Karlsruhe messerscharf beobachtete, doch ist die Verbindung zwischen Mann und Frau nun einmal die einzige, die Kinder hervorbringen kann.“

Und nun? Was nähme uns da die Homo-Ehe? Würden wegen der Homo-Ehe scharenweise Heteros zu Homos? Werden Kinder wegen der Ehe gezeugt? Oder präziser: Würden wegen der Homo-Ehe weniger Kinder in Hetero-Ehen gezeugt? Was für ein ausgemachter Blödsinn!

Da Müller offensichtlich gute Argumente für seine „Niedergang-des-Abendlandes“-These fehlen, rührt er in der Samenbank:

„Der neue, überparteiliche Leitsatz, der womöglich bald auch im Grundgesetz steht, lautet: Familie ist da, wo Kinder sind. Aber die Samenbank ist nicht die Keimzelle der Gesellschaft.“

Ehe sollte da sein, wo zwei Menschen sie haben wollen. Ob mit oder ohne Kinder. Ob diese nun adoptiert oder anderweitig gezeugt worden sind. Sie alle bleiben Menschen. Einfach Menschen.

Und die haben es verdient, so behandelt zu werden wie die restlichen Menschen auch.