Der sei ja ein so toller Rhetoriker, der könne so gut reden. Und das stimme ja auch irgendwie, dass die Steuern runter müssten und gerecht und einfacher sei sowieso immer richtig. Und er könne eben überzeugend reden, ja, das könnten nur ganz wenige Politiker, besonders heute. Besonders Westerwelle.

Und da steht er nun vor den Scherbenhaufen seiner Politik: Die Partei in den 4%-Abgrund regiert und die deutsche Außenpolitik ins Abseits rhetorisiert. Ein Bekannter, vor der Bundestagswahl ein großer Westerwelle-Fan, dem man die Worte des obigen Absatzes zuschreiben kann, erwähnt seine größte persönliche Enttäuschung im Kabinett Merkel mittlerweile nicht einmal mehr im Nebensatz.

So ist das mit den Rhetorikern. Sie können dürren Inhalt und Geschwafel zu großem Popanz aufblasen, aus Mücken Elefanten zaubern und sind die, deren größte Kunst es ist, die Illusion aufrecht zu erhalten, dass sie keine Illusionisten sind. Und besonders Westerwelle beherrschte diese Kunst, leider jedoch nur in einer Tonlage: In der des großen Staatsmannes, der in pathetischen Worten seine (sprich: die richtige) Sicht verkündet. Vorsicht oder gar Demut sind auf Westerwelles rhetorischer Klaviatur nicht vorgesehen.

Und das bricht ihm nun bald politisch das Genick, insbesondere seine Worte zur Situation in Libyen zeugen vom mangelndem Fingerspitzengefühl und werden ihm nun bald täglich, so wie heute von Joschka Fischer, vorgeworfen. Wer Westerwelle lange beobachtet, für den dürfte diese Entwicklung keine Überraschung sein: Was hilft alles rhetorische Geschick, wenn es nicht von Inhalten flankiert wird? Das Ende des Schaumschlägers der letzten Dekade scheint bevorzustehen:

Die Kehrwende könnte zu spät kommen. In FDP-Kreisen kursieren schon Gerüchte über seine Ablösung. (Spon)