Nach den Enthüllungen über die Spionage gegenüber den europäischen Staatslenkern ist deutlich: Der Keil zwischen den „Freunden“ sitzt. Nach 9/11 haben die USA alle Register gezogen, vor „Freund“ und Feind keinen Halt mehr gemacht. Es ist ein weiterer Erfolg Bin Ladens.
Doch in jeder Krise steckt die zum Gemeinplatz gewordene Chance, wie Matthias Rüb in der FAZ heute kommentiert. Rüb spricht von der Möglichkeit einer „post-amerikanischen Ära“; neue Bande zwischen Südamerika und Europa könnten geknüpft werden, deren Kern vor allem auf technischer Unabhängigkeit beruht.

Technische Unabhängigkeitserklärung

Und das ist der Punkt: Erst wenn wir unsere technische Unabhängigkeit erklärt haben, können wir uns wirklich frei fühlen. Die Chinesen haben es mit fragwürdigen Motiven vorgemacht, auch für Europa ist es unabdingbar, eine eigene Infrastruktur bereitzustellen. Konkurrenz für Microsoft, Apple, Google oder Facebook ist weit und breit nicht zu sehen, Computer und alles drumherum galt (und gilt) lange Zeit als Teufelszeug. Während amerikanische Konzerne die harte und die softe Infrastruktur für sämtlichen Informationsaustausch bereitstellen, brütet Europa neue Regeln für Staubsauger aus und ergeht sich in Erlassen, über die dienstliche Nutzung amerikanischer Netzwerke.
Welcher Prinz muss die schöne Europa jetzt noch küssen, damit sie aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht?

Open Source?

Und wie das alles lösen? Ich habe keine Ahnung. An Microsoft, HP und Apple kommt meilenweit kein europäischer Hardware-Hersteller heran. Mal eben ein paar große Soft- und Hardware-Konzerne aus dem Boden zu stampfen, wäre Utopie. Bleibt uns noch Open-Source als Weg aus dem Dilemma.