Isch 'abe gar kein Untertitel...

Vor dem Gesetz

Heribert Prantl beschreibt heute unter Bezug auf den Siemens-Skandal, dass Manager durchaus Riskiken eingehen können und sollen, dabei jedoch die Bahnen des geltenden Rechts nicht verlassen dürfen bzw. sich nicht wundern müssen, wenn sie sich andernfalls vor Gericht wiederfinden. Die Rechnung ist simpel: Wer gegen geltendes Rechte verstößt, kann dafür belangt und haftbar gemacht werden.

Schon aber heult es empört in den Artikelkommentaren, ähnlich wie auch gestern im WDR-5-Tagesgespräch: Von Pierer habe ja niemandem geschadet, alles sei doch nur für das Wohl von Siemens gewesen. "Milde Gaben" seien anderswo üblich, man müsse die Konkurrenz auf diese Weise ausschalten und sowieso, was der Markt hergibt, müsse möglich sein!

Damit meinen sie, schlau argumentiert zu haben. Ein guter Manager müsse folglich  Korruption anwenden, weil er ja das Beste für sein Unternehmen erreichen soll. Und wenn ihm die doofen Gesetze einer Gesellschaft den Weg dahin versperren, so zwingt ihn also Logik des Marktes geradezu – ach was, die Logik – das Gesetz des Marktes zwingt den unschuldigen Tropf, Korruption zum Mittel seiner Wahl zu machen.

Halleluja! Die Gesetze des Marktes stehen also über denen unserer Gesellschaft. Dann freue ich mich demnächst darauf, wenn Siemens-Vorstände mit Maschinenpistole durch die Welt wandeln und Geiseln nehmen, denn wenn man mit deren Hilfe bei Vertragsverhandlungen seine Ergebnisse verbessern kann, muss man das so machen. Ist ja Marktgesetz. Und derart an den Haaren herbeigezogen ist das unter Umständen nicht einmal, denn Killer-Coke hat das angeblich in Kolumbien schon umgesetzt. Vielleicht sollten wir nur froh sein, dass wir eine funktionierende Polizei unser Eigen nennen können…

2 Kommentare

  1. freiburgerthesen

    Die Antwort, die Du vermutlich bekommen wirst, wenn Du Cola und Kolumbein erwähnst, ist die, dass man es ja wohl kaum Coca Cola anlasten kann, dass in Kolumbien so ein Chaos herrscht. Andere Länder, andere Sitten halt. Und vermutlich ist das „da unten“ nötig. Oder so.

  2. Hokey

    Nicht umsonst habe ich darauf verwiesen, dass eine funktionierende Exekutive nötig ist, um solche Zustände zu vermeiden. Die erhöht durch ihre Anwesenheit die Kosten solch illegaler Unternehmungen und macht sie unrentabel für Killer-Unternehmen. Dass die Cokser sich bei uns anders benehmen würden, wenn es ginge, glaube ich nicht. Telekom, Lidl und Co. haben sich auch einen Dreck um die Rechte ihrer Angestellten geschert, als es ans Bespitzeln ging, und zum Thema „Betriebsrat“ gibt es einige böse Geschichten zu erzählen. Ist ja nicht so, dass hier im ach so geordneten Deutschland lauter brave Lämmchen wirtschaften würden.

    Und dass „das ‚da unten‘ nötig“ sei, ist die gängige Argumentation. Dass man genau dadurch einen Teufelskreis aufbaut, bzw. Korruption und Kriminalität füttert, schiebt man einfach beiseite – hauptsache dem Wohl von Siemens et al. ist gedient. Fein. Da ist es dann auch nicht so wild,wenn mal ein Betriebsrat ermordet oder verschleppt wird.

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