Dieser Heveling-Beitrag, ein Kommentar zum Fremdschämen. Mit allem, was dazugehört: Peinlicher Rhetorik, übertriebenen Bildern, billiger Effekthascherei, schweren kulturell-historischen Missgriffen – es gibt hinreichend Fünfzehnjährige, die diesen 39-jährigen Bundestagsabgeordneten in Grund und Boden schreiben könnten. Man vergleiche einmal den Text dieses zweifach examinierten Juristen mit dem der 24-jährigen Piratin Marina Weisband, die noch an ihrem Diplom tüftelt.

Ein peinlicher Mischmasch aus dem „Herrn der Ringe“, einer missverstandenen Französischen Revolution, Pseudointellektualität, einer lächerlichen Kriegsrhetorik und Verunglimpfung der Piratenpartei. Was man von der Polemik gegen die Piraten halten muss, zeigt schon der Vergleich des intellektuellen Nieveaus der beiden oben verlinkten Texte, auch wenn CDU-Abgeordnete ihn für „brillant“ halten mögen. Hevelings Text ist zum Lachen und zum Weinen zugleich.

Und für mich war es genau dieser Moment zwischen Lachen und Weinen, zwischen Lachtränen und Kopfschütteln, der die ganze Misere der deutschen Politik in aller Klarheit zum Ausdruck gebracht hat: Schuld sind nicht alleine bräsige Politker, die ihr Amt intellektuell überfordert; Schuld sind nicht in Großvaters Fußstapfen wandernde Polit-Youngsters oder zukunftsängstliche Konservativamateure. Schuld sind auch faule, dumme Wähler, die sich aus Bequemlichkeit nur bei Sonnenschein zur Wahlkabine begeben, ihre Kandidaten nicht einmal per Namen kennen und wählen, was Mama und Papa schon gewählt haben. Schuld sind Wähler, die Wahlplakate bestaunen und nicht Inhalte begutachten. Ihr habt die Hevelings dieser Nation gewählt. Und aufgestellt, liebe CDU. (Es sei ein kurzer Hinweis auf einen schönen Artikel der Süddeutschen erlaubt, der das Missverhältnis zwischen dem Internet und der Bundesregierung auf den Punkt bringt).

Das Schlimme an diesem Fall Heveling ist, dass man als der so großspurig von Heveling geforderte „Citoyen“, also als politischer Staatsbürger, mit dem Eindruck zurückgelassen wird, dass Politiker wie Heveling eben keine Politiker sind und sich eben nicht für das Staatswesen, die Gesellschaft interessieren, sondern Politik alleine als Vehikel zu besseren Pfründen begreifen. Eines der meistgetweeteten Bilder ist nicht umsonst das Hevelings auf der aktuell stattfindenden Musikmesse MIDEM in Cannes, umgeben von Gema- und DMV-Größen. Da wullft wohl einer, muss man denken. Als ob ein Wulff alleine nicht reichen würde.