Isch 'abe gar kein Untertitel...

Kategorie: Wirtschaft (Seite 1 von 27)

Ich Spürnase

Warum man mit Ratschlägen von Börsenguru Kostolany schlecht beraten ist“ lockt die FAZ den geneigten Leser und stellt den bekannten Ausspruch Kostolanys Aktien zu kaufen, lange zu warten und dann reich zu sein auf den Prüfstand.

Da logge ich mich nach langen Jahren einmal wieder bei Wallstreet Online ein, wo ich anno 2006 zwei virtuelle Aktiendepots angelegt hatte, und werde mit folgender Nachricht begüßt:

Herzlichen Glückwunsch Hokey,

nachdem Sie schon erfolgreich Ihr Portfoliowert auf 800% brachten, beglückwünschen wir Sie nun, zur nächsten Stufe, das Erreichen des Wertes von 2.500%. Sie Spürnase, Ihnen entgeht so schnell nichts.

Ich Spürnase, ich! Und als ich dann in mein nun schon 14 Jahre schlummerndes Depot schaue, welches ich auf realistische 1.000 Euro festgelegt hatte, hätte ich mir in den Allerwertesten beißen können, dass ich das nur virtuell gemacht habe:

3.616,81% Gewinn! Aus läppischen 1000 Euro wurden im Laufe der letzten 14 Jahre stolze 37.000 Euro. Herr Kostolany hätte gewiss gelacht: Einerseits, weil ihm die Summe lächerlich gering erschiene, andererseits, weil seine Börsenweisheit sich in diesem Fall bestätigt hätte.

Verteilungskämpfe. Fahrverbote.

Es kommt angeblich zu „Verteilungskämpfen“ unter den Ärmsten, deren Geld nicht ausreiche, obwohl in Deutschland die Discounter unvergleichlich geringe Preise anbieten. Dass es Tafeln gibt, kenne ich eigentlich erst seit Schröder. Oder gab es das schon vorher? Ich kann mich nicht daran erinnern. Und dann Merkel. Eine neoliberale Politik der sozialen Auslese trifft auf eine Politik der Untätigkeit. Bester Nährboden für Rechtsradikale.

Ähnlich bei den möglichen Diesel-Fahrverboten. Man könnte meinen, die ganze Publizistik sei ein aufgescheuchter Hühnerstall. „Enteignung“ überdramatisiert eines der angesagtesten Schweizer Blätter, denn natürlich darf man seinen Diesel noch behalten und – oho – auch fahren. Nur eben nicht dort, wo es nicht gestattet ist. Von „Diesel-Wut“ und „Existenzgefährdung rauscht der Blätterwald, und zumindest für Handwerker mag das Urteil ein herber Schlag ins Kontor sein.

Aber warum musste überhaupt ein Gericht darüber befinden, ob diese zulässig sind? Weil man erneut von Seiten der Politik nichts getan hat, um das Unheil abzuwenden. Stattdessen kuschelte unser Automobilindustrieminister mit der Autoindustrie, drückte bei dem Betrug mit Abschalteinrichtungen beide Augen zu und verdiente sich dafür eine lesenswerte Watsch’n im Spiegel-Online, den ich hier gerne zitiere:

Mit all diesem Irrsinn ist jetzt, nach dem Urteil von Leipzig, Schluss. Die Politik und die Konzerne sind endlich in der Realität angekommen. Und mit ihr leider auch die Kunden, die nun Fahrverboten und vor allem auch einem enormen Wertverlust ihrer Autos entgegensehen. Wer angesichts dessen seine Wut auf Richter Andreas Korbmacher aus Leipzig richtet, liegt falsch. Er hat nur eine Entscheidung getroffen, die die Politik längst hätte treffen müssen, auch, um die Kunden schützen zu können. Vor dieser Entscheidung hat sich Alexander Dobrindt nicht nur gedrückt, er hat sich schützend vor die Hersteller gestellt – nicht vor die Bürger.

Es ist ja nicht so, als ob man das nicht schon von Weitem hätte kommen sehen.

Grundeis.

Lese gerade von diesem Urteil und feiere die amerikanische Justiz. Die Geldstrafe dürfte die an der Spitze des VW-Konzerns kaum interessieren, aber schon drei Jahre Knast für einen Kronzeugen, das tut weh.

Hoffe, dass einigen Betrügern jetzt der Arsch ordentlich auf Grundeis geht.

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