Tja, habe am Samstag eine Wette verloren, aber das gehört sich so: Man hält zu seinem Boxer, auch wenn der altersbedingt nicht mehr an der Spitze stehen kann. Dass er trotz seiner 41 Jahre einer der Top-Kämpfer im Schwergewicht ist, hat Wladimir Klitschko am Wochenende dann doch wieder bewiesen.

Würdiger konnte er – trotz des Knock-Outs – gar nicht von der Bühne des Boxsports abgehen (und mit nichts anderem ist zu rechnen), denn in seinem letzten Kampf hat Klitschko zwar gegen seinen Gegner verloren, aber alle Kritiker Lügen gestraft, die in ihm nur den Klammerboxer gesehen haben, der sich auf seinen Jab verlässt und nur gegen minderstarke Gegner angetreten ist (was nicht stimmt). Im Fight am Samstag boten beide Kämpfer alles, was sie zu bieten hatten, von Himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt waren für beide Seiten alle Emotionslagen abgedeckt. Da wurde nichts geschenkt, Klitschko ging trotz seines Niederschlags nicht in die Defensive, sonder zog gleich mit dem ersten Niederschlag in Joshuas Karriere nach, der dann überraschend stark in Runde zehn und elf wieder zurück in den Kampf fand. Am Ende gewann der, der sich schneller von den harten Treffern erholte.

Sehr angenehm empfand ich Klitschkos Gegner Joshua, der im Vorfeld und in der Nachbereitung zeigte, dass man sich im Boxsport auch ganz schlicht klassisch sportlich vermarkten und dennoch eine Halle mit 90.000 Menschen und furioser Stimmung füllen  kann. Auf Geschmacklosigkeiten á la Haye oder Fury verzichtete Joshua gänzlich und brillierte lieber durch Kraft, Geschwindigkeit und angemessenen Respekt vor seinem Gegner. Sehr rührend, dass er seinen Kontrahenten, der sichtlich angefressen neben ihm im Ring stand, aufrichtigen Respekt zollte und das britische Publikum dies offensichtlich sehr wohlwollend aufnahm. Davon könnte sich so manche deutsches Publikum eine große Scheibe abschneiden.

Hoffen wir, dass Klitschko die „Rückkampf“-Karte nicht zieht, sondern lieber mit dieser furiosen Niederlage abtritt.