Am Samstag die Demo gegen den rechten Aufmarsch in Bielefeld besucht. Vorher lange überlegt, ob wir die Nazis gleich am Hauptbahnhof empfangen wollen oder doch lieber am Rathaus auf sie warten sollten. Für das Rathaus sprach, dass die Polizei zuvor in der Presse hatte verlauten lassen, dass die Sicherheitslage am Rathaus besser sein würde als am Bahnhof. Da aber die Hoffnung bestand, die Faschisten gleich am Bahnhof aufzuhalten und zurückzuschicken, entschieden wir uns für den Bahnhof, von dem aus man auch schnell alle anderen Punkte erreichen kann.

Leider muss man sagen, dass die Polizei wirklich alle Mittel ausgeschöpft hat, um uns Gegendemonstranten das Leben schwer zu machen. Da keine Busse und Bahnen fahren sollten, entschieden wir uns für das Rad – und da wir keine größere Demoerfahrung in Bielefeld hatten, entschieden wir uns dafür, die Räder etwas außerhalb abzustellen. Der Weg zum Bahnhof stellte sich nach unserer Planung wie folgt dar:

Geplanter Weg

Einmal über den Kesselbrink, durch die Fußgängerzone, ab zum Bahnhof. Die Polizei verwehrte uns jedoch den Zugang zur Fußgängerzone, in der noch zahlreiche Fußgänger flanierten, und schickte uns wieder zurück, woraufhin wir mit zahlreichen anderen Demonstranten folgende Route nehmen mussten:

Wunderbar! Knapp 3 km unnötiger Umweg – eine 75-jährige ältere Dame, die sich uns auf dem Weg zur Demo angeschlossen hatte, hatte hart zu kämpfen! Und zuletzt mussten wir noch direkt durch den Bahnhof laufen, an welchem die Nazis ankommen sollten! Zum Glück waren wir früher da als diese.

Die Polizei selbst habe ich als freundlich und bestimmt erlebt. Einer fragte, ob wir „gegen die Braunen“ demonstrieren würden und zeigte uns (während des langen Marsches) beide Daumen dafür, auch seine Kollegen vor den Absperrungen waren immer freundlich und auch hilfsbereit. 

Wenig erbaulich war dagegen die Polizestrategie, jegliche Gegendemonstration in die Seitenstraßen zu verbannen. Während man Holocaustleugnern sprichwörtlich den roten Teppich durch das Herz Bielefelds ausrollte, mussten demokratische Gegendemonstranten das fahrig-stumpfe Geseier der Zwischenkundgebung ertragen, ohne angemessen Protest dagegen anstimmen zu können. Ein wunderbarer Kommentar dazu findet sich im lokalen Käseblatt. Auch das Bielefelder „Bündnis gegen Rechts“ hat einen Kommentar zur Polizeistrategie online gestellt.

Den erstaunlichsten Moment der Demo erlebten wir am Jahnplatz. Während wir auf den Vorbeimarsch des Nazitrupps warteten, wurde Musik angekündigt, bis die Nazis in Sichtweite wären. Und plötzlich klingt da Moe aus der PA! Hat mich sehr gefreut und das lange Stehen etwas versüßt. 

Nächstes Mal habe ich auch eine Trillerpfeife!