Isch 'abe gar kein Untertitel...

Jüterborg?

Na? Sagt dir „Jüterborg“ etwas? Etwa nicht? Wie kann das sein!

Dabei hat doch am 9.8.2019 – also vor nur fünf Tagen – ein 33-jähriger Mann am Bahnhof von Jüterborg eine 17-jährige junge Frau ins Gleisbett gestoßen und sie daran gehindert, wieder auf den Bahnsteig zu kommen. Zuvor hatte er noch einen 20-jährigen Bekannten der Frau angegriffen und dessen Rucksackinhalt auf den Bahnsteig gekippt (Quelle). Fünf Tage wären ausreichend Zeit, ein wenig Panik zu verbreiten, ob der Unsicherheit an deutschen Bahnhöfen.

Doch Stille im Blätterwald. Niemand unterbricht seinen Urlaub. Keine Pressekonferenz. Keine wutschäumenden Reden von AfD-Anhängern. Gibt man „Jüterborg“ bei Google News ein, erfährt man so einiges über Waldbrände, Pumas oder von Muttermilch bespritzte Polizisten. Kein Wort zu dem Vorfall auf dem Bahngleis. Keine Forderung nach neuen technischen Maßnahmen. Dabei hatten doch die beiden letzten Fälle dieser Art (Voerde, Frankfurt) für erheblichen Wirbel gesorgt.

Das mag einerseits daran liegen, dass niemand zu Tode gekommen ist, aber nicht ganz auszuschließen ist auch, dass der Täter ein Deutscher war, und kein Serbe oder gar ein schwarzer Eritreer.

Lektüre

Lese gerade Christopher R. Brownings „Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die ‚Endlösung‘ in Polen“. Browning beschreibt den Werdegang des benannten Bataillons und wie das Zusammentreiben und das persönliche Töten von Menschen für normale Männer zum „Tagesgeschäft“ wird. Wie sie ihren Ekel überwinden, das Morden von Kindern rechtfertigen, sich effizientere Methoden ersinnen, ihre „Ziele“ sogar übererfüllen. Wie die Sadisten unter ihnen sich voll austoben können. Browning formuliert dabei recht sachlich, es sind dann oft die Eigenaussagen der Männer, die einen rasend machen möchten. Ungefähr: „Wenn wir’s nicht machen, macht’s wer anders“ oder „Wir hatten ja die Mütter erschossen, da hatten die Kinder ja sowieso keine Chance mehr“. Normaler Hamburger Männer und Väter. Einer bringt seine Braut in den Flitterwochen mit zu den Mordaktionen. Widerlich. Aber ich glaube leider nicht, dass unsere Gesellschaft heute anders wäre; man schaue nur auf die AfD.

Unsportlich

Kämpfe mich ansonsten gerade mit dem Laufen ab. Bin endlich wieder auf 5k, wiege aber knapp unter 85 Kilo und es wird nicht wesentlich weniger. Grrr. Hätte gerne 82 (lieber 78). Zum Bouldern bin ich gerade zu faul, spiele lieber abends Gitarre.

Gitarre

Apropos: Wage mich zum ersten Mal an zwei Petrucci-Solos. Das von „Lines In The Sand“ scheint tatsächlich in Schlagweite zu sein und das von „The Spirit Carries On“ würde ich gerne können, braucht aber noch ein paar Monate. Müsste eigentlich mehr mit dem Metronom üben, bin aber dafür auch zu faul. Dabei weiß ich genau, dass ein wenig Disziplin über ein paar Wochen hinweg rhythmisch und technisch so viel „Skill“ bringen würde, dass es mir alles Weitere enorm erleichterte. Bin trotzdem zu faul.

1 Kommentar

  1. -thh

    Der entscheidende Unterschied des Fall ins Jüteborg dürfte nicht sein, dass niemand zu Tode kam oder der Täter kein Ausländer war, sondern vielmehr, dass niemand hätte zu Tode kommen oder auch nicht verletzt werden können, weil kein Zug kam – und bevor ein Zug kommen konnte, der Bahnverkehr bereits eingestellt wurde. Dass jemand auf ein leeres Bahngleis – oder auf eine leere Straße – gestoßen wird, hat mit Grund einen recht geringen Nachrichtenwert, zumal im Vergleich dazu, dass jemand unmittelbar vor einen Zug oder vor ein Auto gestoßen und dann gar überrollt oder überfahren wird. Darüber wird daher auch nicht überregional berichtet, jetzt nicht und früher auch nicht.

    Ich kenne eine ganze Reihe solcher Fälle, in denen Personen auf Gleise von Fernbahnen, S-Bahnen oder Stadtbahnen gestoßen wurden, sei es von psychisch erkrankten Menschen, sei es im Rahmen eines Streits. Teilweise war das Gleis leer, teilweise war ein Zug in der Nähe, konnte aber gut bremsen, so dass keine konkrete Gefahr bestand. Teilweise waren die Täter Deutsche, teilweise Ausländer, darunter auch Schwarzafrikaner. Noch viel häufiger dürften Menschen auf Straßen gestoßen werden. Nie wurde außerhalb der Lokalpresse darüber berichtet. Warum auch? Es passieren täglich Unfälle, Straftaten, Übergriffe, Schicksalsschläge; berichtet wird darüber in der Regel nur, wenn das Geschehen aus dem Rahmen fällt.

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