Isch 'abe gar kein Untertitel...

Edelman und die Blogger

Die PR-Agentur Edelman schafft es, sich als erste internationale Blogsau unabhängig und gleichzeitig bei den Bloggern in Deutschland und den USA unbeliebt zu machen.

Zunächst wäre da die dümmliche Top-100 der deutschen Blogs, die Edelman in Zusammenarbeit mit Technorati zusammengeschustert hatte. Auf den darauf folgende Sturm der Kritik von verschiedenen Seiten und aus verschiedensten Gründen, reagierte man, indem man einige Top-Blogger zum Gespräch am runden Tisch bat, dieses auf Video aufzeichnete und selbiges dann ins Internet stellte.

Natürlich kann man potentiellen Kunden so vorgaukeln, man habe gute Verbindungen zu den Bloggern, aber wer die Geduld hat, sich das Video komplett anzugucken, wird feststellen, dass nur die letzte halbe Stunde wirklich diskutiert wird. Alles davor fällt bei mir in die Kategorie Top-Down-Kommunikation. Wenn der Kuchen redet, haben die Krümel zu schweigen – aus der vorgeblichen Diskussion wurde eine harsch kritisierte Präsentation mit Diskussionswurmfortsatz.

Damit nicht genug, schlagen nun in den USA die Wellen hoch. Dort bereiste ein nettes Pärchen verschiedene Wal-Mart-Parkplätze, um von dort über seine, natürlich doll-tollen, Erlebnisse zu bloggen. Bis jemand herausfand, dass die Autorin freie Texterin ist und der Fotograf ansonsten als Profi für die Washington Post arbeitet. Und dass beide von "Working Families for Wal-Mart" bezahlt werden. Wäre ja nicht schlimm, wenn begeisterte Wal-Mart-Familien ihrer Begeisterung Ausdruck verleihen möchten – würde ich Tierschützern ja auch nicht vorwerfen, aber die "Working Families for Wal-Mart" waren ein Ausgeburt der PR-Agentur Edelman und das Sponsoring wurde im Blog nicht erwähnt, was die US-Blogger erbost. (via Basicthinking)

Edelman geht daher zur Zeit eine Verbindung der etwas anderen Art mit Technorati ein, vermutlich nicht die gewünschte:

edelman

Aber für eine PR-Agentur, die so nahe an den Bloggern dran ist, sind solche Glaubwürdigkeitsprobleme natürlich ein Kinderspiel…

2 Kommentare

  1. kiesow

    man kann auch einfach die a-list-blogger, die immer nur übers bloggen selbst schreiben, ignorieren. damit erspart man sich derartige völlig überflüssige diskussion und kann sich auf inhaltsreiche blogs konzentrieren.

  2. Hokey

    Nun ja, diesmal war es ja eine PR-Agentur, die ihre Top100 an die Blogosphäre herangetragen hat.

    Und „übers Bloggen schreiben“ im Sinne von Selbstreflexion finde ich prinzipiell immer sehr spannend, solange das Phänomen Bloggen nicht mit dämlichen Top-Listen plattgebügelt wird. Denn auch das kann inhaltsreich sein.

    Wieviel Einfluss hat die „Blogosphäre“? Wie reagieren externe Größen wie PR, Zeitungen, Nachrichtenagenturen und deren Interessenten? Wie beeinflusst die Blogosphäre die Verbreitung wissenschaftlicher Daten und Diskurse? Welche Möglichkeiten ergeben sich für unabhängige Journalisten? Und so weiter…

    Aber Toplisten sind soo inhaltsleer, sagen nichts über all diese Dinge, verraten nichts über die „Wichtigkeit“ eines Blogs, die man m.E. sowieso nicht ad hoc messen kann.

    Aber diese Reaktion von Edelman, dieses Vereinnahmenwollen der Blogosphäre, finde ich ebenso interessant, wie ich die Reaktion der Blogger auf Edelman bemerkenswert finde. Es funktioniert scheinbar nicht so leicht, dass man sich einfach dranhängt und mal eben für ’nen schnellen Werbegag mitmacht oder sich mal eben mit ’ner Topliste Deutungshoheit verschafft.

    Und das da auch die großen Blogs nicht mitziehen, finde ich, spricht für unsere „A“-Blogger.

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