Isch 'abe gar kein Untertitel...

That’s hokey!

Wer, wie, was ist eigentlich „Hokey“? Ein wahnsinniger Hauselfen-Fan? Einer, der nicht mal im Ansatz versucht, den fiesen Attributen, die die englische Sprache dem Begriff „hokey“ beimisst, aus dem Weg zu gehen? Einer, der sich seiner kitschigen Faulheit brüstet? Oder jemand, der sich einfach nur einen total beknackten Namen ausgedacht hat, weil bei seiner Web.de-Anmeldung schon alle besseren Namen vergeben waren? Alles falsch, lieber Leser…

Es begab sich an einem dieser schönen Tage, möglicherweise im Sommer, irgendwann in den frühen 90er Jahren, als mein bester Freund und ich bei vermutlich regnerischem Wetter, denn auch Regen kann schön sein, vor dem Computer hockten und irgendein angesagtes Computerspiel spielten. Man muss dazu sagen, dass wir extrem auf Multiplayerspiele standen, denn entgegen dem bis heute anhaltenden PC-Trend, dass (fast) immer nur ein Spieler spielen kann, wenn kein Netzwerk vorhanden ist, waren die Programmierer der frühen 8- und 16-Bit Maschinen in der Lage, Spiele so zu konzipieren, dass man lediglich einen zweiten Joystick brauchte, um zu zweit spielen zu können.

Wir hatten uns besonders auf Spiele eingeschossen (böses Wort aus dem Munde eines passionierten Computerspielers…), die Teamgeist erforderten. So Spiele wie Bubble Bobble,ArmalyteWizball oder diverse Sportspiele, bei denen man zu zweit im selben Team spielen konnte, aber auch Spiele, in denen man gegeneinander antreten musste, hatten uns in ihren Bann gezogen. Um es präziser zu formulieren: Wir haben schlichtweg alles gespielt, was uns vor den Freudenknüppel kam.

Und während wir, jeweils mit einem Competition Pro bewehrt, vor dieser grauen Tastatur mit dem liebevollen Spitznamen “Brotkasten” saßen, sahen wir uns immer wieder vor die Frage gestellt: Welchen Namen geben wir für den Highscore ein? Den Highscore, liebe Kinder, kennt man heute nur noch von Bürolangweilern wie Solitaire oder Minesweeper, aber damals war der Highscore der Maßstab für fast alle Spiele. Platz Nummer 1 war der heilige Gral, der Sinn des Lebens, das höchste aller Ziele, die im Leben vorweggenommene Unsterblichkeit. Dort mit seinem Namen an der der Spitze zu stehen, war oft weitaus schwieriger, als bei irgendeinem aktuellen Ego-Shooter den Endgegner wegzublasen. Die Frage war nur: mit welchem Namen?

Schon lange bevor es das Internet gab, war uns klar, dass ein bürgerlicher Name keine Zierde für eine Ewigkeit verheißende Highscoreliste sein konnte. H. und T. – uncooler ging es kaum, also musste Abhilfe geschafft werden durch einen Nickname. Zu dieser Zeit begab es sich, dass ein Großonkel meinserseits, der gleichzeitig ein Onkel von T. war, auf die Idee kam, unsere Namen wie eine heiße Kartoffel im Munde zu zerkauen, zu drehen und zu wenden, um sie dann endgültig verdreht wieder auszuspucken. So zerkaute er den Namen T.s aufs Unkenntlichste, und meinen Namen drehte er schlichtweg einfach um und sprach mich rückwärts, was er für einen großen Spaß hielt.

T. und ich nahmen’s gelassen, wir gewöhnten uns nach und nach an diese verfehlten Anagramme, verfeinerten sie und nutzten sie fortan als Namen für unsere Highscorelisten, auf denen von diesem Moment an des öfteren ein “Hokey” die oberen Ränge schmückte. Nach einiger Zeit jedoch verloren sich H. und T. aus den Augen, und “Hokey” lag vergessen in einer staubigen Schublade irgendwo zwischen zwei Hirnfalten, bis 1999 das Internet in das Leben unseres Bloggers vordrang und neue Not am Mann war: Welchen Nickname nehme ich für den Chat? Welchen Nickname für das Forum? Auch konnte man nun, nach dem Siegeszug des PCs und damit einhergehender langer Computergegnerabstinenz, wieder per Netzwerk gegeneinander antreten und auch da war ein coolerer Name, als meine Eltern ihn sich für den Fall meiner Geburt ausgedacht hatten, vonnöten. Und voilá: die Wiedergeburt von Hokey war perfekt.

Und seitdem surft Hokey stellvertretend für mich durch das Internet, bloggt, schreibt, labert, sülzt, mailt, diskutiert, netzwerkt und erledigt all die schönen Dinge, für die H. zu uncool oder gar zu seriös ist. Im Prinzip ist es ganz einfach: that’s Hokey.

1 Kommentar

  1. Harrold

    OOoooohhhh jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa als Bruder und miterleber erinnere ich mich da noch teilweise sehr gut dran. Wie gehts T. eigentlich? Hast noch Kontakt mit ihm? Grüß ne mal von mir, wenn du ihm ne Mail schreiben solltest oder so.

    Wir müssen uns mal wieder treffen und den Brotkasten aufbauen. Ich hab noch einen hier. Fehlt nur irgendein Verbindungskabel. Aber dazu gibts ja Ebay 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

© 2024 Hokeys Blog

Theme von Anders NorénHoch ↑