Man kann über Trump denken, was man will, aber er erfüllt seine Wahlversprechen und rollt etablierte Machtstrukturen von hinten auf: Der Verzicht auf das Korrespondentendinner, dem er durch seine Abwesenheit dessen Bedeutung abspricht, ist da nur ein kleiner Mosaikstein, bedeutender vielmehr, dass er Bewegung in den festgefahrenen Konflikt zwischen Nord- und Südkorea gebracht hat. Das Nachgeben Kim Jong Uns vor der Twitter-Antidiplomatie dürfte von Trumps Anhängern als starke Machtdemonstration bewertet werden. Auch die Europäer lehrt Trump das Fürchten und er beherrscht die Macht der Bilder: Den französischen Präsidenten zieht er wie einen kleinen Schulbub hinter sich her, wischt ihm wie ein fürsorglicher Vater Fussel vom Anzug, und die den männlichen Machstpielen wenig zugängliche Angela Merkel wird ausladend auf Abstand gehalten. Wichtiger aber noch die Drohung von Strafzöllen, die hierzulande für Schnappatmung sorgt und plötzlich hört man kleinlaute Kommentare im Radio, die doch auf die europäischen Ungerechtigkeiten verweisen und die beklagen, dass Europäer unfaire Importzölle auf Automobile erheben würden. Das starke Europa entpuppt sich als potemkinsches Dorf.

An Trump wird deutlich, dass die Europäer es in all den Jahren nicht geschafft haben, in irgendeiner Form das aufzubauen, was eigentlich ihr Ziel hätte sein sollen: Wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten zu erlangen. Statt mit dem Euro ein Gegengewicht zum Dollar aufzubauen, kämpft Europa mit aufgeweichten Stabilitätskriterien und mit innereuropäischen Euro-Gegnern (man erinnere sich daran, wie ursprünglich die AfD entstanden ist!). Militärisch ist Europa bedeutungslos und dient bestenfalls als Ausputzer, aber nicht als Machtfaktor. Nichts, wovor ein Kim Jong Un, ein Erdogan oder ein Putin ernsthaft Respekt hätten. Dazu ist Europa innerlich gespalten, der Brexit ein erstes Zeichen sich ankündigenden Zerfalls; lauernde Europagegner in allen Binnenländern.

Mann, Europa! So wird das nichts!