Isch 'abe gar kein Untertitel...

Kategorie: Internet (Seite 4 von 20)

Krieg. Facebook. Echo.

Mit der Wahrscheinlichkeit, dass die persönlichen Probleme Trumps größer werden, wächst die Gefahr eines handfesten Krieges zur Ablenkung von innenpolitischen Problemen unter vorgeschobenen, erlogenen Begründungen. Die deutschen Regierungen haben bisher immer gut daran getan, sich aus diesen Konflikten herauszuhalten. Sie sollte es auch diesmal tun.

Facebook.

Alles richtig gemacht hat auch Mark Zuckerberg. Musste mich während meiner Arbeitsphase als studentische Hilfskraft mit der Forschung zu Skandalen auseinandersetzen. Grundkonsens war: Es ist nahezu gleichgültig, wie schwerwiegend der Skandal ist; solange man reumütig öffentlich zu Kreuze kriecht und Besserung gelobt, wird die Öffentlichkeit dir armem Kerl fast alles verzeihen. Das haben Zuckerbergs Berater offensichtlich auch gelesen. So kommt er ungeschoren aus der Sache heraus und kann weitermachen wie bisher. Andererseits: Wer als Facebook-User nach all den Änderungen der Nutzungsbedingungen nicht geschnallt hat, dass man williges Manipulationsobjekt ist, dem ist auch nicht mehr zu helfen. (Aber man kann ja nie wissen, vielleicht hat ja das Teilen von Protestbildchen geholfen…)

Echo.

Werde langsam wieder zum Campino-Fan. War ja schon letztens ganz angetan, und auch zum Echo gibts es +1 von mir für Campinos Worte gegen Antisemitismus. Kann das nicht verstehen, dass es da nun eine Generation gibt, die sich in breiter Masse geschmacklosen antisemitischen Texten hingibt. Schlimm genug, dass das in dem seriösen Feigenblatt des Springer-Verlages, der Welt, auch noch verteidigt wird.

Dort argumentiert Autor Dennis Sand mit einem Strohmannargument:

Auf diesem Song rappt Farid Bang: „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen / Ich tick‘ Rauschgift in Massen, ficke Bauchtaschenrapper.“  Ein Wie-Vergleich, mit dem er aussagen will, dass Bang, erklärter Fitnessfanatiker, einen sehr geringen Fettanteil, also einen definierten Körper hat. […]

Kein 14-Jähriger würde im Jahr 2018 auf die Idee kommen, dass ein Kollegah tatsächlich Tonnen von Kokain vertickt und Frauen für sich anschaffen lässt.

Nein, das behauptet niemand, für so klug halten wir unsere Jugendlichen in der Regel schon. (Sand seine Welt-Leserschaft offensichtlich nicht, sonst müsste er die Zeile nicht erklären.) Aber: jeder 14-Jährige lernt, dass es absolut preisverdächtig ist, wenn man die Opfer des Vernichtungslagers Auschwitz herabwürdigt. Geil! Hätten wir das Tabu auch endlich gerissen! Und das in einer Zeit, in der Parteien in den Bundestag einziehen, deren Mitglieder in nicht unerheblichem Ausmaß den Holocaust leugnen und in der der Antisemitismus immer häufiger unverhohlen gezeigt wird.

Bin ja so gar nicht drin im Hip-Hop. Gibt es da niemanden, der ähnliche Strahlkraft hat, wie früher Die Ärzte, Die toten Hosen oder kleiner Bands wie Wizo? Ist da niemand in der Commuity, der „Arschloch“ schreit oder sich über Nazis lustig macht? Das können doch nicht alles tumbe Bizeps-Proleten sein?

Attentat. Joghurt.

Es ist gerade ein wenig zum Verzweifeln und ich glaube ein wenig, mich zu fühlen wie der Leher in Ödön von Horvaths „Jugend ohne Gott“. Die jungen Menschen, mit denen ich beruflich Kontakt habe, sind der Überzeugung, jeder solle immer seine Meinung kundtun dürfen – und ob das moralisch oder ethisch korrekt oder schlicht zur Meinungsmache erstunken und erlogen ist, joa mei, das könne ja heutzutage jeder im Netz überprüfen – aber bloß Obacht vor der Systempresse, die sei nämlich links unterwandert. Obendrauf höre ich dann im nahen und nächsten Umfeld immer lauter, dass diese Ausländer, Flüchtlinge, Asylanten ja so furchtbar viele wäre, man sich kaum noch auf die Straße wagen könne und früher ja alles besser gewesen sei. Ich lächele dann meist freundlich und entgegne, dass mir das nicht so vorkommt und es uns doch eigentlich verdammt gut geht. Ungläubige Kuhblicke. Aber die Asylanten! Kurz: Ich kann gerade gar nicht so viel essen, wie ich kotzen muss.

Und dann fährt wieder ein Vollidiot mit einem Auto in eine Menschenmenge, tötet arglose Menschen und erschießt sich selbst. Da habe ich kurz die Suchfunktion von Twitter bemüht, die funktioniert auch ohne Account. Und – wie zu erwarten – wurde sofort und ohne genauere Informationen abzuwarten die unterste Schublade aufgetan mit maßlosem Gehetze gegen Merkel, Flüchtlinge und alles Linksgrünversiffte. Stand 20.05 Uhr: Es war ein Deutscher aus dem Sauerland (welch Ironie, wenn das wahr wäre!). Und während ich gerade auf Twitter schaue, was man nun aus diesem Twist wieder macht, wird mir wieder klar, warum ich diese Asi-Netzwerke meiden will.

Zu Erfreulicherem:

Joghurt.

Bin per Spotify auf einen  g r an d i o s e n  Podcast gestoßen. Genau genommen wird der von Spotify produziert und sollte eigentlich auch gar nicht Podcast genannt werden, weil man ihn ja nur über Spotify hören kann. Und das dummerweise auch nur auf dem Handy, mein iPad zeigt bedauernswerter- und unverständlicherweise keine Spotify-Podcasts an.

Wie auch immer: Der Podcast heißt „Talk-o-mat“. Das Konzept sieht vor, dass zwei prominente Gäste mit verbundenen Augen einander im Aufnahmeraum gegenübersitzen und ein ca. fünfdundvierzigminütiges Gespräch führen sollen. Erst mit Beginn der Aufzeichnung dürfen sie die Binde abnehmen und sich sehen. Dann haben sie kurz Gelegenheit, sich auf ihr Gegenüber einzurichten, bis der „Talk-O-Mat“ immer wieder neue Gesprächsthemen vorgibt. Das Ganze macht süchtig. Bis auf eine Gesprächspartnerkombination fand ich bislang alle mehr als unterhaltsam und das Konzept alleine ist schon preisverdächtig. Wenn dann noch die richtigen Gäste aufeinandertreffen, ist es ein Fest für die Ohren. Fantastisch wie Sido auf Shahak Shapira trifft und die Welten, in denen beide leben, kaum unterschiedlicher sein könnten oder Max Raabe der mir bis heute unbekannten Visa Vie begegnet – die im Gespräch dann selbst durch fantastische Fragekunst glänzt.

Kann ich nur empfehlen. Ich habe binnen zwei Tagen alle Folgen durchgehört.

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