Isch 'abe gar kein Untertitel...

Kategorie: Kultur (Seite 1 von 101)

Musikalischer Rückblick 2024

Musik gehört

Auch in diesem Jahr wurde im Hause und unterwegs wieder viel Babymetal gehört, insbesondere „Ratata“.
Komplexer Prog-Metal hat mich gar nicht abgeholt, ich „verpoppe“ immer mehr. Und das, obwohl Dream Theater ihren alten Schlagzeuger wieder dabei haben; am Ende überzeugen mich die beiden neuen Songs nicht. Technisch-musikalisch wie immer fantastisch, aber das alleine macht gute Musik nicht zu guter Musik.
Schlicht und geradeheraus war es dagegen bei Within Temptation. Da schreibt man die im Vergleich zu Dream Theater griffigeren Songs und kann sich auf die Stimme von Sharon den Adel verlassen. Das Konzert im Oktober war klasse – und das Beste ist: Ich kann es mir immer noch in sehr guter Qualität anhören! Die Band nimmt einfach jeden Auftritt live auf und verkauft die Mitschnitte als Bootlegs. Das musste ich mal ausprobieren – und frage mich, warum das nicht schon seit Jahren so gemacht wird? Die Bands spielen sowieso alle über ein Mischpult, dessen Signal man nur abgreifen und vermutlich nur noch einmal kurz nachpolieren muss, denn die Qualität einer Studioaufnahme erwartet der Käufer bei einem Bootleg nicht. Und beim Nachhören fallen auch die kleinen Fehler auf, die bei einem Livekonzert immer passieren – ganz wohltuend, zu wissen, dass die Künstler da auf der Bühne wirklich etwas geleistet haben.
Denn in diesem Jahr hat mir der YT-Algorithmus einige Videos von „Wings Of Pegasus“ vorgeschlagen. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, Live-Performances bekannter Künstler:innen darauf zu prüfen, ob sie wirklich live singen oder ob sie vielleicht auch live Playback singen oder unauffällig geautotuned werden. Das Ergebnis ist, auch bei vielen Großen, sehr niederschmetternd: Echte Live-Performance bekommt man für teuer Geld selten geboten. Oder, Taylor Swift?
Mein Album des Jahres 2024: Real Life von Kinga Głyk – die ich im letzten Jahr bei der Tour vor dem Release des Albums beim Konzert bewundern durfte. Ansonsten war ich dieses Jahr sehr eindimensional unterwegs und habe (zumindest gefühlt) wenig Neues gehört. Plini war viel dabei und Annika Nilles sei nicht zu vergessen! Entdeckung: David Gilmours Tochter Romany singt auch sehr toll.

Musik gemacht

In diesem Jahr wurde so viel handgemachte Musik produziert wie noch nie. Mein kleines Highlight war, wie schon im letzten Jahr, der Auftritt bei einem kleinen Stadtteilfest. Dort gibt es professionelle (aka bezahlte Menschen mit Know-How) Soundtechnik und alle Menschen, die zuhören und applaudieren, wollen auch gerne zuhören und applaudieren. Als der Moderator nach unserem Auftritt dann andeutete, dass man eigentlich keinen Main-Act mehr bräuchte, war unsere Bandleaderin ganz fix und hat für 2025 auch schon etwas organisiert, diesmal eben deutlich länger und potentiell unsere Kapazitäten überspannend. Aber warten wir’s ab.
Nebenher spiele ich Bass in einer Cover-Band, die nun fast zeitgleich einen persönlich wichtigen Auftritt anvisiert. Dafür, dass ich eigentlich nur mal so als Spaßprojekt da gestartet bin, ist das mittlerweile ganz schön ambitioniert und frisst auch immer mehr Zeit. Aber auch da stehen schon Veränderungen im Raum, mal schauen, was sich da noch tut.

Making Of Arcane

Bin gestern noch einmal ins Arcane-Rabbithole eingestiegen und habe mir länger als geplant das „Arcane: Bridging the Rift“-Making-Of angeschaut (Playlist siehe unten). Wer das ganze Gehassel um das Recruiting von Mitarbeitern oder der Kooperation zwischen dem damals noch kleinen Publisher Riot Games und dem französischen Animationsstudio Fortiche nicht sehen will, der kann gleich bei Episode 3 einsteigen. Schon beeindruckend, wie da neben einem 100-Millionen-Spieler-Game noch eine Animationsserie inklusive eigener Musik von Grund auf neu entwickelt wird.

Dabei habe ich herausgefunden, was mich an der Animation von Arcane so fasziniert: Statt Motion Capturing, wie ich vermutet hatte, setzt man auf die Spezialität von Fortiche: nämlich auf 3D-Animationen, die aber immer wieder durch handgezeichnete 2D-Animationen ergänzt werden, die visuelle Effekte wie Rauch oder Explosionen in halber Framerate darstellen oder auch für die Hintergründe dienen. So behielt man die Kontrolle über jedes Einzelbild, was bei Motion Capturing nicht möglich gewesen wäre. Bewusst erzeugte Unvollkommenheiten sorgt dann für den faszinierenden Look: Trotz aller digitalen Hilfsmittel gibt es in Arcane z. B. keine perfekten Kreise – mit einer einzigen Ausnahme.

Dass ein Animationsfilm im Prinzip schon komplett fertig ist, bevor er endgültig gezeichnet wird, war mir auch neu. Der ganze Film ist schon sehr grob vorgezeichnet und man könnte ihn sich schon anschauen, aber erst wenn alles fertig ist, werden noch einmal die Farben, Feinheiten, Texturen etc. hinzugefügt. Was für ein Aufwand.

Auch die Folge zur Musik – toll. Man bekommt kleine Einblicke in die Arbeitsweise einer internationalen Musikproduktion – die Streicher spielen in Berlin, der Produzent ist per Kopfhörer zugeschaltet. Völlig verrückt. Da der Film ja schon fertig ist, kann die Musik auf die Szene abgestimmt werden, was bei Arcane hervorragend gelingt und manchmal auch zu kompositorischen Problemen führt, wenn der Film etwas anderes verlangt als die Musik.
Peinlicherweise ist mir völlig entgangen, dass Sting in der ersten Staffel beim großen Showdown im Staffelfinale singt. Dabei ist seine charakteristische Stimme eigentlich nicht zu überhören.

Tja, ich bin nachhaltig begeistert. Nachdem sich die Figuren nun schon recht weit entwickelt haben, befürchte ich, dass die kommenden Staffeln das Niveau der Vorgänger nicht halten können, aber warten wir es ab!

Arcane

Gaming Culture ist längst im Mainstream angekommen: Ob Pokemon-Shirts, Serien wie „The Witcher“ oder Begriffe wie „Noob“ oder „NPC“ – dem Sog der Gaming-Community kann sich niemand entziehen. So kam es, dass Netflix mir kürzlich die auf dem Computerspiel „League of Legends“ basierende Animationsserie Arcane vorschlug. Die ungewohnten Animationen im Trailer machten mich neugierig, also startete ich die erste Folge – und war sofort gefesselt! Was für eine tolle Serie!

Mit dem Spiel hatte ich bisher nichts zu tun, aber die Serie ist richtig gut: Die komplexe Story kann ich hier kaum auf den Punkt bringen, aber es genügt, wenn man sich zunächst an den beiden Schwestern Vi und Powder orientiert. Diese haben einen Kampf um ihren Platz in einer wunderschön gestalteten Steampunk-Welt zwischen Familientragödie, Rebellion, Drogensucht, Neurosen, Härte und Verletzlichkeit und der unvermeidlichen Suche nach der wahren Liebe auszufechten. Doch es geht nicht allein um die Beziehung zwischen den Geschwistern, sondern auch um Forschungseifer, den Grenzen der Wissenschaft und um politische Konfliktlinien im harten Klassenkampf, Schutzbedürfnis und Machtbewusstsein. In der Geschichte, die in der utopisch-schönen Oberstadt Piltover und deren giftig-dreckigen Unterstadt Zhaun spielt, haben überwiegend Frauenfiguren das Heft in der Hand. Beginnt die Serie mit den beiden Schwestern, so fügt sie der Geschichte immer weitere, überwiegend weibliche Protagonistinnen aus dem League of Legends-Kosmos hinzu und erzählt die vielfältigen Handlungsstränge großteils aus deren Perspektive.
Arcane vermeidet dabei simple Gut-Böse-Schemata, erlaubt tiefgehende Figurenentwicklung sowie widersprüchliche Charaktere. Als Zuschauer erwischt man sich immer wieder dabei, dem „Bösen“ mehr Sympathie entgegenzubringen, als es moralisch vertretbar wäre und wechselt bisweilen sogar selbst die Seiten.

Beeindruckende Animationen, beeindruckender Sound

Beeindruckend ist auch der Soundtrack zu beiden Staffeln der Serie. Ich gucke selten Animationsfilme oder -serien und vielleicht hat mir deshalb die Kombination von Bild und Ton so gut gefallen. Zwischen Kitsch und Krach, Rap, Punk, Rock und Bombast ist der Soundtrack genauso vielfältig angelegt wie die Geschichte – und trägt die Bilder ins Herz des Zuschauers. Künstler wie Linkin Park, twenty one pilots oder Imagine Dragons geben sich die Klinke in die Hand und fügen mit ihrem Stil der Atmosphäre jeweils ihr kleines Puzzelstück bei: Seien es die im tiefsten Bass grollenden Riffs Misha Mansoors oder die verrückt verspielten Sounds eines Tom Morello, alles passt wunderbar ineinander. Ich höre die Soundtracks zu beiden Staffeln gerade echt gerne.

Long story short: Ich freue mich auf die nächste Staffel.

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