Isch 'abe gar kein Untertitel...

Kategorie: Medien (Seite 3 von 27)

Eisig. Werbung.

Eisige Erfahrungen kann man in diesen kalten Tagen machen. Da komme ich eines Morgens noch leicht müde die Treppe hinauf zum Arbeitszimmer, um meine Tasche zu holen, da wartet eine fiese Eisfratze auf mich:

Nun gut, Eisfratze ist vielleicht etwas übertrieben, aber ein wenig gruselig war das schon. Entweder hat Spider-Man an unser Dachfenster gelehnt ein Nickerchen gehalten oder ein Poltergeist belebt unser Häuschen. Ich tendiere zu Letzterem.

Ziemlich eisig dämlich dagegen meine Erfahrung von gestern, als ich mit dem Auto abends nach Hause fuhr und mich ärgerte, dass die Frontscheibe so verschmiert war. Flugs den Scheibenwischer und die Sprühanlage betätigt und noch flugser war meine Sicht bei nahezu Null. Kein Wunder, bei Minusgraden friert das wenige Wasser in Sekundenschnelle und ich musste flügstens anhalten, um Eis zu kratzen. Enteiser kaufen steht jetzt auf der To-Do-List.

Ärgere mich ja immer etwas über die Werbung, die nun andauernd bei YouTube läuft; bin aber mittlerweile der Meinung, dass regulierte, offizielle Werbung mir viel lieber ist als die Schleichreklame, die der ein oder andere YouTuber mehr oder weniger geschickt in seine Videos einbaut. Bin da gerade auf ein ganz schön unverschämtes Exemplar gestoßen.

Dabei denkt man doch, dass der knuffige Typ mit dem Bart ein ganz Netter ist, hat er doch eine Menge Viewer, rifft ganz ordentlich auf seiner Gitarre und veranstaltet sogar einen kleinen Wettbewerb für seine Zuschauer. Prima! Ich bin kein Mensch, der Metalriffs raushaut, aber das gucke ich mir doch gerne an. Und so zählt er die Regeln auf (kein Solo spielen!) und bittet darum, doch bitte die eigenen Beiträge nicht auf YouTube hochzuladen, auf Instagram funktioniere das alles viel besser. Ach, und wo man gerade auf Instagram sei, müsse man alle seine elf Sponsoren liken, sonst könne man leider, leider nicht gewinnen.

Da habe ich dann auf Pause gekloppt, „Ich like, wen ich will, Arschloch!“ geschrieen (innerlich) und diesen Beitrag getippt. Entabonniert wird er auch gleich, da mache ich mittlerweile keine Gefangenen mehr.

Ich verschwende meine Zeit nicht mehr mit Idioten im Internet.

 

Mord und Pöbelei

Auf diesem wunderschönen Foto hier zur Linken sieht man den Ablageort eines Mordopfers. Kurz hinter der Brücke und ausgerechnet auf meiner liebsten Joggingstrecke hatte jemand einen ermordeten Mann abgelegt, was wenig überrascht, denn läuft man den Weg noch ein kurzes Stück weiter, kommt man an eine Gabelung, die zum „Wohnstift Salzburg“ führt und welche den Läufer über die einzige längere unbeleuchtete Wegstrecke des Stieghorster Parks führt. Ideal, um nachts jemanden unbemerkt umzubringen. Ich mag diesen Teil der Strecke auch im Winter nicht besonders, und dass nun tatsächlich etwas Unfassbares dort geschehen ist, führte kurzzeitig zu Überlegungen, mir eine neue Strecke zu suchen. Immerhin weiß man tatsächlich nicht, ob der Täter auf weitere Opfer lauert. Die Polizei konnte des Täters jedoch nach nur zwei Tagen habhaft werden, es ging um Alkohol und Schulden.

Pöbel

Schon wieder macht ein Ort in Sachsen mit widerlichen Pöbeleien gegen Flüchtlinge auf sich aufmerksam. Margarete Stokowski sagt in ihrer SPON-Kolumne eigentlich alles, was dazu zu sagen ist:

Wie man zu Flüchtlingen steht, ist keine Frage der Logik oder des Intellekts, sondern eine von Menschlichkeit und Moral.

Die sind nicht dumm, das sind fremdenfeindliche Arschlöcher. Man kann Sorgen und Ängste haben, man kann diese aufs politische Parkett bringen, aber man muss sich jederzeit entsprechend gesittet verhalten können. „Fremdscham“ reicht da als Vokabel nicht mehr, ich werde so gut es geht einen großen Bogen um alles, was mit „Sachsen“ zu tun hat machen. Ihr seid nicht das Volk.

„Pöbeln, aber präzise“ titelt Stokowski, und Jan Böhmermann setzt das in seiner aktuellen Neo Magazin Royale-Sendung um. Naja, vielleicht nicht immer ganz so präzise, wie Stokowski sich das wünscht, aber fies tut manchmal auch gut.

Wenn überhaupt einer stilsicher pöbeln konnte, dann Roger Willemsen, dessen Vernichtung Heidi Klums in drei Sätzen mittlerweile legendär geworden sein dürfte. Sehr gerne gesehen habe ich heute „Bauernfeind assistiert Roger Willemsen“. Was für ein toller Typ.

Viele Geheimfächer, ein verwunschener Diamant und der Zweite Weltkrieg

Das blinde Mädchen und den verrückten Onkel nicht zu vergessen. Man sollte kaum glauben, dass diese Zutaten, die doch eher an Indiana Jones erinnern, für einen Roman noch verfangen, doch ist es Anthony Doerr tatsächlich gelungen, mithilfe dieser den schönen Roman „All The light wie cannot see“ zu verfassen, der die Phase vor und während der deutschen Besetzung Frankreichs aus der Perspektive der sechsjährigen Französin Mary-Laure und des deutschen Waisenkindes Werner Pfennig einnimmt.

Die Geschichte spielt wechselweise in Frankreich und in Deutschland und beide Kinder kämpfen mit Schicksalsschlägen: Die in Paris aufwachsende Marie-Laure erblindet im Laufe ihres jungen Lebens, und Werner verliert seinen Vater bei einem Grubenunfall in Essen, weshalb er mit seiner Schwester Jutta in ein Waisenhaus kommt und einer trüben Zukunft als Grubenarbeiter entgegenblickt. Während sich der alleinerziehende Vater Marie-Laures rührend um seine Tochter kümmert und ihr zur Orientierung ein Miniaturmodell von Paris baut, stellt sich im Waisenhaus heraus, dass Werner ein erstaunlich talentierter und intelligenter Techniker ist, was auch den Nazis nicht verborgen bleibt. Welche Rolle nun der kostbare Diamant (den Marie-Laures Vater vor den Nazis verstecken muss), der verrückte Onkel Etienne und die vielen Geheimfächer spielen, das weiß ich auch noch nicht, aber ich muss sagen, dass mich die Geschichte doch fesselt.

Vielleicht liegt es daran, dass Doerr aus der Perspektive eines blinden Mädchens erzählt und sich dabei nicht auf die sichtbaren Ortserklärungen zurückziehen kann, sondern sich auf das beschränken muss, was Marie-Laure fühlt, riecht, hört oder vermutet. Dabei werden die Probleme eines blinden Mädchens im Krieg durchaus plastisch: Wie einen Bombenangriff überstehen, wenn man blind ist? Wie sich in einer zerbombten Stadt zurechtfinden? Was tun, wenn man auf der Flucht die gewohnte Umgebung verlassen muss? Fragen, die man sich als sehender Leser eher selten stellt, sodass Doerrs Roman dabei hilft, eine neue Perspektive zu gewinnen. Die beiden Hauptfiguren werden überdies gleichermaßen sympathisch dargestellt, und wie es momentan ausschaut, gibt es auf französischer und deutscher Seite fiese Figuren, die den Helden das Leben schwer machen werden.

Die Rezension des Guardian bemängelt man Doerrs der Historie unangepassten amerikanischen Sprachstil, mir als deutschem Leser fällt das in der englischen Version gar nicht auf.

Kurz und knapp: Mir gefällt’s. Als Lesestoff für die Ferien genau das richtige.

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