Isch 'abe gar kein Untertitel...

Schlagwort: Boxen

Das Ende der Ära Klitschko

Es ist soweit: Klitschko ist alle vier WM-Gürtel los, ein Aufatmen geht durch die Schwergewichtswelt: Der unangenehme, wenig spektakuläre Klitschko versperrt endlich nicht mehr den Weg zu den Titeln. Der Brite Tyson Fury besiegte ihn gestern in einem insgesamt eher langweiligen Kampf verdient nach Punkten und kann sich nun damit brüsten, dass der bis dahin übermächtige Klitschko ihm gegenüber wie ein Kaninchen vor der Schlange wirkte.

Ich bin mir sicher, dass Klitschko den Kampf hätte gewinnen können, wenn er von Beginn an so gekämpft hätte wie ganz zum Schluss in Runde 12 – mit mehr Risiko und mehr klaren, harten Treffern. Erst da schien Fury ernsthaft beeindruckt und einmal sogar wackelig in den Knien. Aber Klitschko schien gleich von Beginn an beeindruckt von der Physis und der Lockerheit seines Gegners. Dazu gesellte sich, dass die alte Taktik des Klammerns und Auflegens bei einem 2,06 Meter großen Gegner nicht mehr funktionierte und die linke Führhand sich Fury nicht vom Leib halten konnte, da dieser alle Reichweitenvorteile auf seiner Seite hatte. Klitschko war offensichtlich nicht bereit, gegen einen größeren Gegner offener und risikobereiter zu boxen, und hat darum den Titel verdient verloren.

Es gibt einen neuen Schwergewichtsweltmeister! Doch wer sich nun freut, dass er sich nicht mehr Klitschkos zermürbender Linken aussetzen muss, der wird es demnächst mit einem nicht minder unangenehmen Weltmeister zu tun bekommen. Ich bin gespannt, wie lange Fury sich an der Spitze hält.

Chisora vs. Klitschko

690 Euro sollte eine Karte kosten, so berichtete die Reporterin live aus der Halle, bevor sie Timo Glock interviewte, der sich den Spaß für fast 700 Euro gönnte. Der Kampf war wider Erwarten spannend – Chisora war der verdiente Gegner Klitschkos, nachdem er gegen Helenius um seinen Sieg betrogen worden war. Für Helenius hätte ein schwacher Kampf gegen Klitschko womöglich eine längere Warteschleife bedeuten können.

Im Ring sah man dann einen Vitali Klitschko, der gegen den agilen und konditionsstarken Chisora deutliche Probleme hatte. Die Linke kam fast nie, was Klitschko nach dem Kampf mit einer Verletzung erklärte, und zwischen den Runden 5 und 7 musste man wirklich Sorge haben, dass der Kampf ein unschönes Ende für Klitschko nimmt. Zu müde und ideenlos wirkte der Weltmeister, der sich überwiegend im Rückwärtsgang befand und vor den Attacken Chisoras flüchtete. Dieser steckte die harte Rechte mehr als einmal ungerührt weg und brachte Klitschko seinerseits mit wilden, unpräzisen Schwingern in Bedrängnis, aber nicht wirklich in Gefahr.

So war das Ergebnis, ein Punktsieg Klitschkos, am Ende nicht verwunderlich. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass der ältere der boxenden Brüder langsam den Zeitpunkt für den Ausstieg finden muss. Dafür hat David Haye sich wieder ins Gespräch gebracht: Auf der Pressekonferenz nach dem Kampf lieferten sich Chisora und Haye eine Prügelei. Auch wenn diese Art der PR sehr geschmacklos ist, wird daraus wahrscheinlich daraus ein sehr interessanter Kampf im Schwergewicht erwachsen.

Mal wieder ein Fake-K.O.

Es waren exakt zwei Minuten in der fünften Runde geboxt, als Abraham den Südamerikaner endgültig zu Boden schickte. (Spon)

Um es genau zu nehmen: Der Südamerikaner stützte sich auf ein Knie und rollte sich dann auf den Boden. Schlagwirkung war da nicht zu sehen oder zu vermuten – bezeichnend, dass der sich nach seinem K.O. lustig freuende Pablos Farias selber am Ende nicht einmal mehr wusste, wo ihn der K.O.-bringende Schlag erwischt haben sollte. Offensichtlich hat man ihm nicht genug Geld gezahlt, damit er einen ordentlichen K.O. simuliert. Schade, dass die Redakteure beim Spon das nicht bemerkt haben und so das unsägliche „Wir-fördern-Unfairness-im-Boxsport“-Spiel mitspielen.

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