Isch 'abe gar kein Untertitel...

Schlagwort: Buch

Schmökern per E-Reader

Ein Beitrag der Website Wired.com blitzte in den letzten Tagen immer wieder durch die Twittersphäre: Das Lesen auf einem E-Reader soll angeblich zu einem weniger tiefen Leseverständnis führen als das Lesen auf Papier. Man hat schon viele Studien kommen und gehen sehen, aber nichtsdestotrotz neige ich dazu, die Kombination Fachliteratur und E-Reader zu meiden.

Lediglich Roelckes „Geschichte der deutschen Sprache“ habe ich mir einmal für den Kindle gekauft, und ich ärgere mich schon ein wenig darüber, weil ich zum Nachlesen dann doch lieber ins Regal greife – und mit digitalen Notizen und Unterstreichungen werde ich auch nicht so richtig warm.
Stattdessen eignet sich der Kindle prima zum Weglesen von Belletristik. Und da alle Welt gerade „Game of Thrones“ guckt und offensichtlich auch alle die literarische Vorlage „Ein Lied von Eis und Feuer“ lesen, habe ich mir den ersten Band in drei Ferientagen gegönnt. Natürlich in der Kindle-Edition, denn vermutlich werde ich danach nie wieder reinschauen.

Die ersten Seiten von „Ein Lied von Eis und Feuer“ musste ich ein wenig mit mir ringen, denn der Roman beheimatet haufenweise Figuren, die auch noch alle irgendwann eine Rolle spielen und in komplizierten Verwandschafts- und Freundschaftsverhältnissen zu- und gegeneinanderstehen (und ich hasse es, mich nach 200 Seiten erinnern zu müssen, wer denn jetzt diese Catlyn war, von der der Erzähler plötzlich so selbstverständlich spricht), und es ist auch eines der Bücher aus der großen Reihe der Holzhammer-Erzähler: Es wird dem Leser viel gezeigt, wenig erzählt, die Figuren sind recht flach und …
… trotzdem hat der Roman etwas Fesselndes und Vereinnahmendes. Binnen drei Tagen waren die 576 Seiten weggelesen. Für literarische Einwegware ist der Kindle perfekt.

In den Abguss

Tja, trotz allem scheint alles noch ganz normal weiterzulaufen. Sogar die Fernsehwerbung für den Superkredit („Hey! Beseitigen Sie alle Probleme mit nur einem Kredit!!!einseinself!!) läuft munter weiter, als hätte man nichts gelernt. Wait and see. Es wird dem Abguss gegeben, was dem Abguss gebührt.

Trotzdem: Immer wieder tauchen im Fernsehen empörte Menschen auf, die berichten, wie gemein und hinterhältig diese ganzen fiesen Banker seien, die sie um ihre 20.000 €uro €rspartes gebracht hätten mit diesen Lehmann-Zertifikaten. Ich bin ja kein Banker-Freund, aber jetzt mal halblang, bitteschön! Wer den Hals nicht mehr zubekommt, weil ihm da 9-10% Rendite drinstecken, der soll verdammt noch mal bitte sein gieriges Maul halten, wenn der Risikofall eintritt, auf dem die hohe Rendite basiert. Oder was glauben die eigentlich, warum man da mal eben den zehnfachen Zinsatz eines einfachen Sparbuches bekommt? Weil die einem gerne etwas schenken? Sorry, aber da hält sich mein Mitleid in engen Grenzen.

Interessant finde ich diese neue Entwicklung, dass sich alle einig sind und immer schon alles richtig gemacht haben. Vorher waren sich immer alle nur einig darin, alles richtig gemacht zu haben. Nun mutiert die FDP plötzlich zur „Wir-waren-immer-schon-für-Regulierung“-Partei, während SPD und Grüne sich all der Gesetze nicht mehr erinnern können, die sie in ihrer Regierungsphase durch das Parlament gebracht haben. Ausgleichenderweise fällt auch die damalige Vormachtstellung von CDU und FDP im Bundesrat dem Vergessen anheim, sodass lauter kleine Unschuldslämmchen die Staatsorgane bevölkern.

Gestern hat übrigens ein Büchlein eines dieser Unschuldslämmchen das Licht der Welt erblickt: Mehr Kapitalismus wagen: Wege zu einer gerechten Gesellschaft von Friedrich Merz. Das kommt davon, wenn man die ganze Zeit Bierdeckel bekrickelt… in den Abguss damit!

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