Isch 'abe gar kein Untertitel...

Schlagwort: Demoskopie

Von Schweinehirten und Tunnelenden

Letzens bei Lanz eine lächerliche Diskussion gesehen. Es ging um Lebensmittelimitate, und die Redaktion hatte einen Vertreter von Food-Watch und einen Vertreter der Lebensmittelindustrie eingeladen, damit die Diskussion auch schön kontrovers wird. Doch anstatt den interessierten Verbraucher (sprich: mich) über gefakte Lebensmittel zu informieren, beschränkte sich der Lebensmittel-Beobachter vorwiegend darauf, seinen Kontrahenten mit völlig verblödeten Argumenten persönlich bloßzustellen. Und schlau und gewitzt kam er sich dabei auch noch vor.

Dass die Schweine zum „Schwarzwälder Schinken“ nicht aus dem Schwarzwald kämen, mokierte er, sondern aus Westfalen und Dänemark. Ja, hinter welchem Mond lebt denn der? Glaubt der etwa, dass alle Wiener Schnitzel aus Schweinen hergestellt würden, die beherzte Schweinehirten durch die Gassen Wiens treiben? Dass Mastbtriebe in Frankfurt Schweine durchs Bankenviertel jagen, um Frankfurter Würstchen herzustellen? Der arme Food-Watcher. Was muss er wohl denken, wenn ihm jemand Jägerschnitzel serviert? Man kann es auch übertreiben mit dem Populismus und dem Beifallheischen und dem Bloßstellenwollen. Das hat mir Food-Watch nicht gerade sympathisch gemacht, vor allem, weil da beim Lanz wirklich eklige Dinge auf dem Tisch lagen, über die dann kaum gesprochen wurde.

Kurz zur Politik: Zwischen all den Beliebtheitsskalen, die uns die Demoskopen zur Zeit ungefragt um die Ohren klatschen, geht eines unter: CDU und FDP kommen aktuell insgesamt auf knappe 50% der bei Umfragen erhobenen Stimmen. Das wird eventuell sehr knapp, weshalb CSU-Chef Seehofer Westerwelle als „Sensibelchen“ beschimpft, um ihn zu einer Koalitionsaussage zu provozieren. Warum? Weil der Seehofer selber ein Sensibelchen ist und Muffensausen bekommt, ob der knappen Mehrheit, die ganz schnell in eine Ampel umschwingen könnte, wenn die FDP sich diese Option offenhält. Wir sehen also einen kleinen Hoffnungsschimmer am Ende des tiefschwarzen Korridores. Und den vor Augen könnte ich mich vielleicht durchringen, doch eventuell eine der etwas etablierteren Parteien zu wählen…

SPD: Die Hälfte der Anhängerschaft verlieren

Wie wir alle vermuten, pfeift das AKW Krümmel auf dem allerletzten Loch und Siggi Pop versucht nun, sich in der Vorwahlkampfzeit ein wenig zu profilieren, indem er markige Sprüchlein klopft, aber wohlweislich keine Taten folgen lassen wird. Doch schon alleine das Sprücheklopfen ruft den SPD-Cheflobbyisten Wolfgang Clement auf den Plan, der natürlich lautstark für seine Brötchengeber spricht. Unterstützung erhält er – man höre und staune – vom Chef des natürlich absolut unabhängigen Demoskopieinstitutes Forsa, Manfred Güllner:

„Mit der Fokussierung auf dieses Thema würde man die Hälfte der Anhängerschaft der SPD verprellen“, glaubt Forsa-Chef Manfred Güllner (Welt).

Und weiter konnte ich nicht mehr. Es hat mehrere Wiederbelebungsversuche gebraucht, um mich vor einem vorzeitigen Tod durch Lachanfall zu retten. „Die Hälfte der Anhängerschaft verlieren“? Das können ja nicht mehr allzu viele Anhänger sein. Aber recht hat er, daran gibt es keinen Zweifel, denn die SPD-Wählerschaft hat man ja dank ClementSchröderSteinbrückSteinmeier schon lange auf die eher rechts orientierte Hälfte eingekocht, sodass sich nur noch wenige gutgläubige Atomgegner in deren Reihen finden dürften.  Was Güllner jedoch vergisst zu sagen ist, dass die SPD durch eine entschlossene Politik und klare Positionen vielleicht auch mal wieder ein paar Wähler hinzugewinnen könnte. Zum Beispiel die, die ihr Kreuz mittlerweile bei den Grünen machen, und die eher frustriert sind von Poltikern, die sich an den Fleischtöpfen der Energiekonzerne laben.

(via Feynsinn)

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