Isch 'abe gar kein Untertitel...

Schlagwort: Medien (Seite 1 von 2)

Computerkäufer retten die Welt

So ist das in Zeiten der Krise: Man muss nur rechtzeitig irgendeinen Doofen finden, der für alles zahlt. Aktuell eignen sich Computer- und Internetnutzer als Dooffrauen und -männer, um diverse in den Dreck gefahrene Karren finanziell aus dem Morast zu ziehen. Verlage trifft es aktuell besonders schlimm, weil für sie die Krise eine doppelte ist: Zum einen eine Wirtschaftskrise, in der Menschen als erstes ihre Abos kündigen, zum anderen eine Strukturkrise, weil man die ganze Zeit gedacht hat, die Menschen werden sich auch trotz des Internets weiterhin brav die Tageszeitung kaufen, denn nur dort – und nur dort – werden sie ja gut und täglich informiert. Pustekuchen. Die Vogel-Strauß-Taktik hat nicht im Sinne der Verlage funktioniert.

Für den Springer-Verlag ist die Lösung dieser Probleme sonnenklar:

Springers Chief Marketing Officer schlug eine Lösung vor, der eine „eingepreiste Internetabgabe“ beim Kauf eines Computers zugrunde liegt. „Davon könnten auch journalistische Angebote profitieren“, wird der Springer-Manager, der auf einem Online-Marketing-Kongress sprach, vom Kongressveranstalter Horizont zitiert. (Heise)

Klar. Hatte nicht die Musikindustrie unlängst einen ähnlich absurden Vorschlag? Und die Automobilindustrie jammer heuer ja auch schon wieder, trotz Abwrackprämie. Wie wäre es also mit einer kleinen finanziellen Unterstützung für die arme, arme Autoindustrie? Pro Computer ein paar Euro Aufschlag für Mercedes und Porsche? Warum nicht gleich zur Unterstützung für an Geldarmut leidende Bankster? Davon könnten wir doch alle profitieren, wäre doch toll!

Nee, nee, nee. Wenn ich mit meinem Computerkauf Springer finanzieren muss, hole ich mir das Geld wieder, und wenn ich dafür ein paar Mal die Bildzeitung klauen muss.

Medienschwenk

Ich teile mit Flatter eine verrückte Erfahrung: Trotz linker Ausrichtung scheint ausgerechnet die FAZ das einzige Medium zu sein, das das Prädikat Qualitätsjournalismus verdient hat. In den letzten Wochen ertappe ich mich immer öfter dabei, wie ich Spiegel- und Süddeutsche-Artikel dort überprüfe.

Eigentlich schade. Statt WDR 2 würde ich übrigens auf WDR 5 umsatteln, dort bekommt man noch Moderatoren zu hören, die ihrem Interviewpartner in Sachen Georgien auch vehement auf den Schlips treten.

Ausgelesenes bei Tagesschau.de

Wie man hohes Niveau fährt, beweist die Tagesschau. Dort hat ein besonders pfiffiger Qulitätsjournalist eine besonders pfiffige Erklärung für die jamaikanischen Sprintersiege gefunden:

Sklaverei war brutale Selektion: schon in Afrika wurden nur die kräftigsten Männer und Frauen ausgewählt und verschleppt. Von denen überlebten wiederum nur die widerstandsfähigsten die höllische Überfahrt im Bauch der Sklavenschiffe. Vor allem auf den Zuckerplantagen mussten sie dann schwerste, muskelfördernde Arbeiten verrichten, bis zu 18 Stunden am Tag. Zu schlechter Letzt haben viele Plantagen-Besitzer ihre körperlich besten Sklaven als „Deckhengste“ missbraucht und sie den stärksten Frauen zugeführt. Menschenzucht – Muskelzucht. (tageschau.de – ja richtig gelesen: Nicht NPD, sondern Tagesschau.de!, via Don Dahlmann)

Dann wissen wir ja nun, was wir zu tun haben. Uns hilft nur brutale Selektion: Wir sperren also alle Journalisten in Kerkern ein und lassen sie auf Springer-Plantagen schwerste, gehirnfordernde Qualitätsartikel tippen, bis zu 18 Stunden am Tag. Zu schlechter Letzt werden die besten und schnellsten Printsklaven als „Deckhengste“ missbraucht und den stärksten Frauen zugeführt. Journalistenzucht – Qualitätszucht.

Und wenn das alles in zwanzig Jahren erste Früchte trägt, dann lese ich auch wieder Tagesschau.de.

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