Jetzt suchen sie alle. Während der Schutt sich auftürmt und Asche und Staub noch die Nase verstopfen, machen sie sich auf die Suche. Nach dem Schuldigen, dem Verursacher. Dem, den man ersatzweise seine Wut um die Ohren hauen kann, den man für seine schlaflosen Nächte bestrafen kann, und dem man schon immer mal eins auswischen wollte.

Und dann greift man ordentlich in die Mottenkiste und packt die alten Zinnsoldaten aus. Feindbilder aus alten Zeiten werden aufgetürmt und gegeneinander in Position gebracht. Der Raubtierkapitalismus hat ein Ende, frohlocken die einen, während die anderen ihn gerade jetzt fordern! Noch mehr Freiheit, der Regularismus sei schuld, wenn jetzt die Staaten eingriffen, sei erst recht Schicht im Schacht. Außerdem hätten die Kommunisten ja schon einige Staatsbankrotte hinter sich gebracht, die sollten mal hübsch still sein. Die Heuschrecken werden zertreten, freut man sich auf der Gegenseite.

So liegen sie in ihren im 19. Jahrhundert gebuddelten Schützengräben, den Stahlhelm feste aufgedrückt, den Blick feste aufs Panier ihrer Ideale gerichtet. Ideale. Idealtypisches Denken, null Realitätswahrnehmung. Dass der ideal gedachte Markt nur eine Idee ist, fällt ihnen nicht ein, dass der ideal gedachte real existierende Sozialismus nur im Reich der Ideen funktioniert, haben sie nicht gemerkt.

Weil sie auch den Menschen idealtypisch zu denken scheinen, weil sie paradiesisch denken, als hätte Gott uns nie aus dem Garten Eden vertrieben. Sünde kennen sie nicht; Machtstreben, Gier, Eifersucht, Neid und Hass, das kennen sie alles nicht – nur ihr Ideal, das sie nicht einmal bereit sind aufzugeben, wenn ganze Bankentürme vor ihren Augen in der selbstgefluteten Sintflut versinken. Hoffen wir, dass auf dem Ararat niemand nach Mose rufen wird. Hoffen wir lieber auf den Regenbogen.