Nun, die Aufregung um den fleischfreien Tag hat sich gelegt, die Gemüter sind abgekühlt und alle haben sich ihre Nasenstüber da abgeholt, wo sie sie verdient haben.
Die einzigen stichhaltigen Argumente, die man nun für einen fleischfreien Tag hat, sind der immens hohe virtuelle Wasserverbrauch von bis zu 15.000 Litern pro Kilogramm Rindfleisch, die Flatulenzen der Rinder, welche das klimaschädliche Methan in die Atmosphäre entfleuchen lassen und die Regenwaldabholzung zugunsten von Weideflächen. Da ein Steak gute 200 Gramm auf die Waage bringt, müsste man also zum Ausgleich für ein einziges Steak irgendwo anders etwa 3.000 Liter Wasser einsparen.
Hier ein paar Alternativvorschläge für die, die auf keinen Fall auf Fleisch verzichten wollen, ihre Umweltbilanz aber dennoch entlasten wollen. Aufgemerkt!

 

Ein bierfreier Tag in Kneipen

Einfach samstags mal die Kneipen dicht machen, täte unserer Wasserbilanz richtig gut. Ein Liter Bier verbraucht 300 Liter Wasser (ein Witz gegen das, was Milch verbraucht, aber dazu später). Pro Kopf trank man in Deutschland im Jahr 2011 etwa 107 Liter Gerstensaft, was im Ergebnis dann stolze 32.100 Liter verbrauchtes virtuelles Wasser macht. Wenn man am umsatzstärksten Wochentag den Bierausschank einschränken würde, z.B. durch einen freiwilligen Verzicht der Gastronomie, dann hätte man doch immerhin etwas gewonnen. Ansonsten freiwillig 10 Liter Bier weniger trinken, dafür dann ein Steak mehr in die Pfanne.

 

Der „Oben-ohne-Tag“

Absolute Fleischfresser könnten auch freiwillig einen „Oben-ohne-Tag“ einlegen! Manni (53) aus Wanne-Eickel setzt das schon lange um, wenn er pünktlich zum Feierabend den Blaumann in die Wäschetonne pfeffert und sich dann mit blanker Brust und einem leckeren Pils vor seinem Grill in Pose wirft. Die Produktion von T-Shirts, wie wir alle wissen, verbraucht Unmengen an wertvollem virtuellen Wasser: Laut WWF kostet ein einziges T-Shirt 20.000 Liter. Ergo: Ein T-Shirt weniger im Sommer und man darf ca. sieben Mal mit nackeligem Oberkörper am Grill glänzen.

Und wem oben ohne zu peinlich ist, der sollte eben einen Unten-ohne-Tag einlegen: Schicke Lederschuhe kosten immerhin 8.000 Liter Wasser pro Paar. Das sind schon 2⅓ schmackhafte Steaks. Noch besser wäre es, die Lederschuhe anzubehalten und auf Jeans zu verzichten: Ein Kilogramm Jeans braucht 11.000 Liter virtuelles Wasser, wovon 85% wegen der Baumwolle verbraten werden. Und jetzt schnell mal nachschauen, was man noch an Baumwollklamotten im Schrank hat – FKK-Fans dürfen dann gerne öfter mal ins Steak beißen.

 

Der „Wir-brauchen-keinen-Kaffee-im-Büro“-Tag

Jede Tasse Kaffe kostet laut WWF 140 Liter virtuelles Wasser, also eine ganze Badewannenfüllung. Bei einer durchschnittlichen Kaffeemaschine dürfte man auf mindestens 10 Tassen kommen, was dann pro Kanne 1.400 Liter Wasser macht. Und das nur für eine Füllung. Bei etwa 250 Arbeitstagen ergibt das 350.000 Liter Wasser pro Büro im Jahr.
Im Jahr trinken Deutsche etwa 150 Liter Kaffee und verschwenden damit gleichzeitig ca. 168.000 Liter virtuelles Wasser. Dafür kann man schon ein paar Kilo Rindfleisch futtern. Und ein kaffeefreier Tag im Büro wäre doch leicht erträglich…

 

Der „Die-Milchfreie-Kantine-Tag“

Für die umweltbewusste Vegetarier wird’s jetzt ganz hart. Bitte weglesen. Allen anderen verrate ich, dass Milch ein Produkt von Rindern ist. Ja, Rindern. Richtig. Diesen pupsenden und virtuelles Wasser förmlich aufsaugenden Viechern. 200 Milliliter Milch kosten schon 200 Liter virtuelles Wasser, pro ganzem Liter Milch also 1.000 Liter virtuelles Wasser. Das ist ja nichts im Vergleich zu den bösen Rindfleischmampfern, wird es mir entgegenschallen, aber der pro Kopf-Verbrauch pro Jahr an Milch lag 2011 laut Milchindustrie-Verband e.V. bei satten 55 Kilogramm Konsummilch, 30 Kilo Milchmischgetränken, 132 Kilo Milch zur Erzeugung von Butter, 5,6 Kilo zur Herstellung von Sahneerzeugnisse und 230 Kilogramm Milch zur Erzeugung von Käse. Das macht summa summarum: knappe 453 Kilo Milch pro Kopf und Jahr. Und jetzt rechnen wir das Ganz noch mal Tausend. Die durchschnittliche Wasserbilanz durch unseren Milchverbrauch liegt bei satten 453.000 Litern Wasser. Pro Kopf. (Und das ist noch nett, denn ich habe keine Angaben, wie viel Milch man zur Erzeugung der Sahneerzeugnisse benötigt, weshalb ich den Wert einfach bei 5,6 Kilo belassen habe.)
Ein milchfreier Tag in Kantinen wäre da doch mehr als angemessen.

 

Getreide ist pfui!

Weltweit verbraucht die Herstellung eines Kilogramms Getreide 1.800 Liter virtuelles Wasser. Ein Deutscher verbrauch pro Kopf jährlich etwa 91 Kilogramm Getreide, was zu einem Verbrauch von 163.800 Litern Wasser führt. In der Summe ist das mehr als bei Rindfleisch. Vielleicht einfach mal einen getreidefreien Tag in Kantinen einlegen! Statt eines Brötchens lieber einen Apfel frühstücken! Bloß keine Reiswaffeln, das würde bei 2.500 Litern pro Kilo ja wieder die Wasserbilanz… hach!

 

Wasser im Fleisch

Und jetzt habe ich hier Statistiken bis zum Umfallen zitiert, aber eine bin ich noch schuldig geblieben: Die für Fleischkonsum. Eine schöne Übersicht bietet der Bundesverband der Fleischwarenindustrie, der sich auf das Statistische Bundesamt beruft. Demnach haben Deutsche im Jahr 2011 pro Kopf…

  • … 9 Kilo Rindfleisch verzehrt, ergo 135.000 Liter virtuelles Wasser verbraucht.
  • … 39 Kilo Schweinefleisch gegessen, ergo 234.000 Liter virtuelles Wasser verbraucht (Quelle).
  • 11 Kilo Geflügel (ich rechne das der Einfachheit halber mal nur als Hühnchen, andere Daten fehlen mir), ergo 47.000 Liter virtuelles Wasser verbraucht.

 

Insgesamt kommt der Durchschnittsverbraucher durch den herkömmlichen Fleischverzehr auf insgesamt ungefähr 416.000 statistische Liter virtuellen Wassers, das ist unbestritten verdammt viel Holz. Jedoch könnte man mit gleichem Rech einen Verzicht von Milch oder Kaffee einfordern. Mal auf Kaffee, Milch, Quark, Butter und Joghurt in den Kantinen verzichten? Das mag dann aber niemand offen aussprechen, weil Milch ja so gesund ist, dem ungesunden Fleischesser hingegen heftet sowieso schon der Makel des Bösen und Unmoralischen an, da kann man leichter draufdreschen. Wenn die sich dann wehren, dann kann man das gleich umso einfacher gegen diese aggressiven Kadaverfresser und Tiermörder wenden.

So. Wenn ich Zeit finde, schaue ich noch mal, was ich zu den Themen Regenwald und Methan noch so herausfinde…