Dass mittlerweile auch die Printmedien verstärkt auf Blogs aufmerksam werden, Blogs
in Unternehmen zu PR-Zwecken „entdeckt“ werden und der ein oder andere Preis
für gute Blogs ausgelobt wird, ist wahrlich nichts Neues unter der Sonne und schon gar nicht für den Blogger Salon der Internetausgabe der ZEIT.

Diese hat am 1.6. ein Preisbloggen in drei Kategorien ausgelobt und macht sich nun daran, die vorgeschlagenen Blogs zu sichten und zu bewerten. Und ganz wie es sich für unparteiische Juroren (nicht) gehört, gibt man schon knapp nach der Hälfte der Zeit seinen ersten Eindruck bekannt, lobt sein persönliches Lieblingsblog und kotzt sich über den schäbigen Rest aus, von dem „so richtig relevant und ansprechend und humorvoll und anregend zugleich“ eigentlich keines sei. Alles nur Schrott und Bockmist unter Deutschlands Blogs.

Drei Tage später erfährt der (wenn nach dem Entrüstungssturm überhaupt noch) geneigte Blogger, was man in der Zeit-Blog-Jury denn für relevant und qualitativ angemessen hält. Das Rezept scheint einfach: man befleißige sich bildungsbürgerlicher Reizwörter wie „Goethe“, „Schiller“ und „Briefwechsel“, kleide diese in ein bloggerisches Gewand und schon hat man das perfekte Zeit-Blog.

Also liebe Blogger: Wenn Ihr wirklich noch was holen wollt, beim Preisbloggen, dann wärmt am besten olle Kamellen auf! Verweigert Euch massiv der Euch gegebenen technischen Möglichkeiten wie Hypertext und multimedialen Einbindungen! Und wenn Ihr ganz sicher gehen wollt, dann schreibt Ihr Eure Texte mit Federkiel auf Papier, fotografiert das Ganze und setzt es erst dann ins Netz oder schickt es noch besser per Postkutsche  an die ZEIT-Jury.

So. Ich richte jetzt erstmal ein neues Blog ein. Nachdem die Gattung „Briefroman“ schon belegt ist, werde ich mich wohl an postmodernen Kalendergeschichten versuchen. Derart
bürgerlich gerüstet, wird die Zeit-Redaktion gar nicht umhin kommen, mir dann den ersten Preis auszuhändigen…