Ich bin ja kein Metal-Fanboy. Eigentlich höre ich kaum Metal – und wenn, dann nur den „guten“. Na gut, ab und an habe ich mal einen Blogeintrag dazu rausgehauen, aber trotzdem: Ich habe noch nie in meinem Leben ein Metal-Shirt besessen, eine der berüchtigten Kutten getragen oder eines der noch berüchtigteren Festivals besucht. Zwar höre ich hin und wieder die eine oder andere Band, aber das macht mich noch lange nicht zum Metal-Fan.

Falsch gedacht, folgt man dem Soziologen Hartmut Rosa, dessen jüngst erschienenes Buch „When Monsters Roar and Angels Sing“ als Buch und Hörbuch erschienen ist. Die erste Rezension gelesen, sofort bestellt und mit großer Wonne gelesen. Endlich mal jemand aus dem universitären Elfenbeinturm, dessen Herz für den Metal schlägt, dem das ganze Gegrunze und Himmel-und-Hölle-Besingen nicht zu platt und peinlich ist.

Und Rosa kennt sich aus: Textsicher spannt er den Bogen von den frühen Black Sabbath bis zu aktuellen Bands wie Babymetal und vergisst nicht die innige Liebe der Metal-Fans zum klassischen Rock a la Stones und besonders den Prog-Bands der 70er Jahre wie Pink Floyd, deren Erbe er bis zu Künstlern wie Steven Wilson und Porcupine Tree weiterträgt. Metal endet für ihn nicht an den Genregrenzen von Doublebass und Drop-Tuning.

Eine weitere Beobachtung Rosas ist, dass Metal-Fans ihre Musik regelrecht studieren (und darin den Klassik-Hörern ähneln). Jedes musikalische Versatzstück wird umgedreht, jede Textzeile analysiert, interpretiert und vor allem: es wird darüber geschrieben. Laut Rosa gibt es kein anderes Genre, das – trotz der großen Krisen der Printmagazine – so viele Zeitschriften hervorbringt und immer noch am Leben erhält wie der Heavy Metal. Heavy Metal wird von seinen durchaus konservativen Fans nicht bloß konsumiert und vergessen, sondern eifrig gehört, besprochen, diskutiert und mit Referenzalben verglichen.

Dass es dabei meist nicht um komplizierte Themen geht, leugnet Rosa nicht, er interpretiert Metal ganzheitlich aus der Perspektive seiner Resonanztheorie und lehnt eine systematische Zerlegung in musiktheoretische, literarische oder gar politische Einheiten ab. Vielmehr geht es ihm um die körperliche Erfahrung des Musikhörens, um die Ritualität (in der Musik selbst, aber auch in den religiös anmutenden Ritualen bei Konzerten) und vor allem um das innere Erleben, das Berührtsein, das Aufgewühltwerden, das Gefühl, der Musik entgegengehen zu wollen. Kurz: die Resonanz, die Musik im Menschen auslöst.

When monsters roar and angels sing – eine großartige Hommage an den Metal und seine Hörer. Hartmut Rosa weiß mehr über Metal als ich je wissen werde und hat wahrscheinlich Metalkonzerte auf allen fünf Kontinenten besucht. Da liebt einer seinen Metal – und hat zum Glück ein Buch darüber geschrieben.