Eigentlich hatte alles schon ungünstig begonnen. Damals. Als ich im lokalen Musikalienhandel stand und dringend einen Verzerrer brauchte. Es muss irgendwann nach Weihnachten gewesen sein, weil ich damals meine erste E-Gitarre geschenkt bekommen hatte – eine Stratocaster-Kopie von Squier in einem Starterpaket mit Kabeln, Plektren und einem kleinen Verstärker. Die Gitarre war soweit in Ordnung, aber der Verstärker eine Katastrophe. Klar, es kam ein Ton heraus, aber schon clean klang der nicht gut, doch gegen den verzerrten Klang war jede Kreissäge ein musikalischer Hochgenuss. Da damals besonders Guns n‘ Roses und Metallica auf dem Spielplan standen, musste also etwas eine geeignete Alternative her.

Und so stand ich nun – völlig ahnungslos – bei Musik Keck und nahm mir ein Boss DS1 mit. Viel geholfen hat es nicht; der kleine Übungsverstärker war einfach so hoffnungslos schlecht, dass auch das beste Distortionpedal nicht weitergeholfen hätte. Aber es war die einzige Möglichkeit, an einen halbwegs gepflegten Zerrsound heranzukommen und so musste es seine Dienste verrichten, bis ich das Übel an der Wurzel packte und mir einen Marshall Valvestate 65R zulegte. Der hatte schon eine ordentliche Zerre an Bord und jedesmal, wenn ich mein DS1 davorschaltete, klang das Ergebnis grauselig. Aber da der Valvestate keine externe Verzerrung benötigte, packte ich mein DS1 wieder in die Ecke und ließ es dort einige Jahre schmachten.

Bundeswehr und Studium kamen, und ich hatte keinen Platz, um Verstärker, Gitarre und Klimbim unterzubringen, also blieb die Gitarre zunächst bei meinen Eltern und zog erst später nach. Nachdem ich dann spontan als Basser bei Falling Forward eingestiegen war, fiel mir während einer Bandprobe ein, dass ich ja mein DS1 noch zuhause rumliegen hatte. In den mittlerweile langsam heranwachsenden Gitarrenforen (das Internet war noch jung) munkelte man vom legendären DS1 mit dem tollen Sound. Warum also nicht einmal vor dem Equipment meiner Bandkollegen ausprobieren? Gesagt, getan. Der Erfolg war mäßig. Der Sound klang vor beiden Verstärkern furchtbar, geradezu peinlich schlecht. Keine Spur von Legende, unbrauchbar kreischende Sägesounds furchten die Ohren.

Und wieder wanderte das DS1 in die Grabbelkiste. Anfang diesen Jahres habe ich mir dann endlich einmal einen echten Röhrenverstärker gegönnt. Und plötzlich klingt das ehedem so kratzige DS1 richtig gut! Es war ein langer Weg, aber mittlerweile ist mein DS1 (das man schon neu für sehr kleines Geld bekommt) eine fest etablierte Größe auf meinem Pedalboard. Die schrillen, beißenden Sounds gibt es immer noch her, wenn man die Regler falsch bedient, aber wenn man weiß, worauf man achten muss, belohnt es einen mit warmen, gleichmäßigen Distortionsounds, die dynamisch auf Anschlag und Gitarre reagieren. Sound-Beispiele folgen unten. Es gibt nur eine Regel, die man beachten muss:

Drehe niemals den Tone-Regler über die 12 Uhr-Marke!

Alle anderen Potis können gerne in jede Richtung gedreht und gewendet werden. Ein paar Soundbeispiele folgen. Aufgenommen habe ich von der Gitarre aus ins DS1 und von dort über einen Neunaber Immerse (eine Prise Hall ist immer gut) in den Ditto Looper. Leider kann ich nicht direkt den Sound der Fender Hot Rod aufnehmen, weil ich kein Mikro und kein Audiointerface habe. Die Signale aus dem Looper habe ich in einen virtuellen GarageBand-Verstärker geschickt und hoffe, dass das halbwegs akzeptabel klingen wird.

„Money For Nothing“-Sound per DS1 (und WahWah)

Soundbeispiele

Bei den folgenden Soundbeispielen steht der Tone-Regler immer auf 11. Es ändert sich nur die Gain-Einstellung gemäß der Angabe im Dateinamen. Die Zahlen stehen für Positionen auf der Uhr, die man analog so auf dem Pedal einstellen kann.

Distortion auf „6 Uhr“
Distortion auf „9 Uhr“
Distortion auf „11 Uhr“
Distortion auf „15 Uhr“
Distortion auf „17 Uhr“ (voll aufgedreht)
Den Tone-Regler zu weit (über „12 Uhr“) aufgedreht. Da Beispiel beginnt mit einer Einstellung bei 12 Uhr und steigert sich dann von 13 über 15 zu 17 Uhr.