Isch 'abe gar kein Untertitel...

Kategorie: Blogosphäre (Seite 4 von 11)

Skandal im Sperrbezirk… ähm… Internet

Wie das Gegackers eines Hühnerhaufens lesen sich die Reaktionen auf die Schnüffelskandale in der Netzwelt. Die einen posten Links zu Anleitungen für Verschlüsselungsmöglichkeiten, verlinken zum Tor-Projekt und sehen jetzt die Chance, den Datensammlern eins auszuwischen, wenn, ja wenn! alle endlich ihre Daten verschlüsseln.

Die anderen besingen das Ende des Internets wie wir es kannten. Oder besser: Wie wir es uns eingebildet haben, denn offensichtlich war das “freie” Internet schon lange nur eine Illusion.

Die dümmste aller Reaktionen blieb leider auch nicht aus, der Internetauftritt der ZEIT ringt mit einem Artikel hart um die Krone der Kunst der Entblödung: Wer Privates privat halten wolle, müsse eben auf Telefon und Internet verzichten. Feynsinn krönt Autor Greven verdienterweise mit dem „Kriecher des Monats“.

Aber was interessieren uns solch buckelnde Tastaturquäler? Wie steht es um die öffentliche Reaktionen der Regierung? Nix. Ach doch: Ein jubilierender Innenminister! Eine empörte Leutheusser-Schnarrenberger macht noch keinen Frühling. Die Bundestagswahl ist noch weit, aber es gibt wieder einen Grund mehr, die Piraten zu wählen. (Andererseits tummlen sich da ja auch diese Spackeria-Idioten, was man nicht vergessen sollte…)

Wenn keiner was tut, bleibt uns am Ende doch nur die Verschlüsselung; doch wenn man sich anschaut, mit welchem Aufwand Verschlüsselung in der Regel verbunden ist, dann muss man kein Prophet sein, um zu erkennen, dass sich Verschlüsselung auch langfristig nur da durchsetzen wird, wo sie unbedingt nötig ist. Der Einsatz von Tor drosselt das Netz drastisch und bis man eine Verbindung hat, kann man auch mal ’ne Kanne Kaffee kochen. PGP bei Mail funktioniert nur, wenn der Gegenüber mitmacht und ist einzurichten auch für erfahrene Anwender eine mittlere Katastrophe. Wie immer gilt: Eine Lösung muss einfach sein, wenn sie sich in der Masse durchsetzen soll. Ich werde unverschlüsselt weitersurfen.

Generation Contentdiebe

Begriffe wie „Allianz“ sind in meinem Kopf ja semantisch irgendwo in Richtung „Todesstern“, „Versicherung“, „Rebellion“ – also mit nix Gutem – belastet, dass es mich nicht wundert, dass auch nix Gutes bei der Forderung dieser Allianz, das ACTA-Abkommen zu unterzeichnen, herauskommt, und sie ganz tief in der Klischeeschublade grabbelt, wenn sie gleich mehrere Generationen des Contendiebstahls bezichtigt:

Gerade bei einer Generation, in der viele ohne jedes Unrechtsbewusstsein für »digitalen Diebstahl« aus Schule und Elternhaus in die große Welt des Internets entlassen worden seien, verlange dies viel Aufklärung und vor allem Diskussionsbereitschaft, wie sie die vor knapp einem Jahr gegründete Deutsche Content Allianz bereits bei ihrer Gründung öffentlich angeboten hatte. (Quelle)

Nicht schlecht! Eltern, Lehrer und Kinder gleichzeitig verantworltich zu machen – das wagen nicht viele. Doch kritische Auseinandersezungen mit dieser Presseerklärung gibt es schon genug: Das fängt schon beim Namen an, den Felix aufs Korn nimmt (german inhalte allianz). Sollte man sich merken, falls demnächst jemand von ARDZDF auf die Idee kommt, die deutsche Sprache schützen zu wollen. Stefan Niggemeier verreißt deren Äußerungen gleich komplett und formuliert das Problem der Allianz in einem treffenden Bild:

Sie versuchen, sich vor dem Ertrinken zu bewahren, indem sie sich gegenseitig umklammern und das Wasser beschimpfen.

Dass ausgerechnet die Verwerter sich für Urheberrechte stark machen, stößt auch einigen Urhebern  sauer auf:

Warum spricht die Deutsche Content Allianz von Urheberrechten, und meint Verwertungsrechte?

Da ARDZDF dieser Allianz angehören, dürfen wir keine öffentlich-rechtlich differenzierte Berichterstattung zu Themen wie ACTA mehr erwarten. Das muss nicht schlecht sein, wird es doch zeigen, welches Potential dem Netz ohne Rückgriff auf die Produkte herkömmlicher Medien innewohnt.

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