Es ist traurige deutsche Realität, dass am 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz der sehr wahrscheinliche Bundeskanzler in spe, Friedrich Merz, die sogenannte „Brandmauer“ zur AfD durch einen mickrigen Gartenzaun austauscht.
Merz‘ Argumentation ist schon beachtlich, denn seine „Brandmauer“ funktioniert „semipermeabel“: Angeblich würde seine Partei nie mit der AfD stimmen, aber wenn es umgekehrt so kommt – na denn, so sei es! Es ist also eine Mauer, die nur in eine Richtung funktioniert und wir dürfen uns fragen, wie lange dieses poröse Mäuerchen noch halten wird.
Und es wundert einen nicht: Beim Thema „Ausländer“ brennt Merz offensichtlich regelmäßig die Sicherung im Stammtischhirn durch – man erinnere sich an seinen Pascha-Spruch und seine Zahnarzt-Termine. Diesmal phantasiert er, jetzt schon ganz im Habitus autokratischer Herrscher, eine „nationale Notlage“ herbei. Ob das nun ein billige Imitation Trumps darstellen soll, der ja ähnlich argumentiert, oder ob Merz tatsächlich die gesamte Grenze dichtmachen will – wir werden es wohl leider mit eigenen Augen erleben müssen.
Das beileibe wenig liberale Österreich reagiert jetzt schon auf Merz‘ Ankündigungen – nicht positiv: „Wenn jeder von uns jetzt einzeln einfach die Zugbrücken hochzieht, dann sind wir alle ärmer und keiner ist sicherer.“
Sicher ist: Merz ist jetzt in der Bringschuld. Sollte er seine großmäuligen Ankündigungen nicht umsetzen, wird ihm innen- wie außenpolitisch ein scharfer Wind ins Gesicht wehen und das Schlimmste: er alleine wird der AfD damit weiter Auftrieb verschaffen.
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