Isch 'abe gar kein Untertitel...

Schlagwort: Wirtschaft (Seite 1 von 4)

Sinnlos

„In jeder Krise wird nach Schuldigen gesucht, nach Sündenböcken“, sagte Sinn dem Berliner „Tagesspiegel“ (Montagausgabe). „Auch in der Weltwirtschaftskrise von 1929 wollte niemand an einen anonymen Systemfehler glauben. Damals hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager“ (Hans-Werner Sinn laut FAZ)

Und einer, der seinen mäßigen Verstand dermaßen blanklegt, darf sich mit dem Titel „Präsident des IFO-Institutes“ schmücken. Argumentativ eins auf die Kappe bekommt der gute Mann bei Ad Sinsistram, obwohl man dazu eigentlich nichts mehr sagen sollen müsste.

Ich dachte immer, Manager, das wären Stehpinkler, Harteier, Rechtsüberholer. Doch jetzt, wo man sie wirklich braucht, entpuppen sie sich als kleine Heulsusen, denen man im Sandkasten das Förmchen weggenommen hat.

Vielleicht hat der gute Herr Sinn seine Worte aber auch mit Absicht so gewählt – ich würde einem mediengestählten Herrn Sinn so etwas durchaus zutrauen – und wir dürfen gespannt sein, wie die Debatte sich entwickelt und was die feinen Damen und Herren in ihrem Windschatten verbergen möchten.

Paradiesische Verhältnisse

Jetzt suchen sie alle. Während der Schutt sich auftürmt und Asche und Staub noch die Nase verstopfen, machen sie sich auf die Suche. Nach dem Schuldigen, dem Verursacher. Dem, den man ersatzweise seine Wut um die Ohren hauen kann, den man für seine schlaflosen Nächte bestrafen kann, und dem man schon immer mal eins auswischen wollte.

Und dann greift man ordentlich in die Mottenkiste und packt die alten Zinnsoldaten aus. Feindbilder aus alten Zeiten werden aufgetürmt und gegeneinander in Position gebracht. Der Raubtierkapitalismus hat ein Ende, frohlocken die einen, während die anderen ihn gerade jetzt fordern! Noch mehr Freiheit, der Regularismus sei schuld, wenn jetzt die Staaten eingriffen, sei erst recht Schicht im Schacht. Außerdem hätten die Kommunisten ja schon einige Staatsbankrotte hinter sich gebracht, die sollten mal hübsch still sein. Die Heuschrecken werden zertreten, freut man sich auf der Gegenseite.

So liegen sie in ihren im 19. Jahrhundert gebuddelten Schützengräben, den Stahlhelm feste aufgedrückt, den Blick feste aufs Panier ihrer Ideale gerichtet. Ideale. Idealtypisches Denken, null Realitätswahrnehmung. Dass der ideal gedachte Markt nur eine Idee ist, fällt ihnen nicht ein, dass der ideal gedachte real existierende Sozialismus nur im Reich der Ideen funktioniert, haben sie nicht gemerkt.

Weil sie auch den Menschen idealtypisch zu denken scheinen, weil sie paradiesisch denken, als hätte Gott uns nie aus dem Garten Eden vertrieben. Sünde kennen sie nicht; Machtstreben, Gier, Eifersucht, Neid und Hass, das kennen sie alles nicht – nur ihr Ideal, das sie nicht einmal bereit sind aufzugeben, wenn ganze Bankentürme vor ihren Augen in der selbstgefluteten Sintflut versinken. Hoffen wir, dass auf dem Ararat niemand nach Mose rufen wird. Hoffen wir lieber auf den Regenbogen.

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