Langweiliges Fernsehprogramm?

Finden Sie das aktuelle Fernsehprogramm ebenfalls kreuzöde und haben keine Lust, sich anderthalbstündige langweilige und -wierige abgekupferte Eigenproduktionen und Billigkopien deutscher Fernsehsender anzuschauen? Geht ihnen die tausendundeinste moderne Adaption Verwurstung von Schneewittchen ebenso auf den Sack wie mir? Würden Sie am liebsten auch Amok laufen, wenn Sie Prollshows wie BigBrother, Dschungelcamp, Frauentausch oder die 10 besten Chartshows der letzten drei Wochen nach Feierabend ertragen sollen? Dann kommen Sie mit…

Nur ruhig Blut… bitte bleiben Sie dicht hinter mir. Nicht umdrehen. Und nicht erschrecken, gleich kommen wir zur ersten Toten. Darf ich mich vorher kurz vorstellen: Mein Name ist Victoria McPherson, FBI, und wenn Sie mich an ihrem PC durch Still Life begleiten wollen, dann sollten Sie gute Nerven haben…

Und zwar verdammt gute Nerven, denn was der Spieler in Still Life geboten bekommt, liegt weitab vom gewohnten, mit präpubertären Humor gewürzten Adventure. Hier geht es richtig zur Sache. Schon am ersten Einsatzort in Chicago wird klar, wohin die Reise geht. Atmosphärische düstere Tatorte müssen auf Beweise hin untersucht und Indizien zusammengetragen werden. Auch der Anblick der ein- oder anderen kompromisslos dargestellten Leiche sollte den Spieler nicht daran hindern, den Mörder finden zu wollen.

…Kommen Sie schon. Seien Sie nicht so ein Weichei wie mein Kollege Miller. Wenn Sie das hier lösen wollen, müssen Sie voll da sein…

Ganz im Stile von Filmen wie "Seven" oder "Das Schweigen der Lämmer" muss sich der Spieler mit widerwärtigen Tatorten, einem abgefeimten Mörder und einem sonderbaren Chef herumschlagen. Nur gut, dass man in Pantoffeln beim Plätzchen backen zu Hause bei Papa die gestresste Seele baumeln lassen kann.

…Verflixt! Warum hat Oma das Rezept für die Plätzchen nicht im Klartext aufgeschrieben…ein Becher Liebe…ein Eßlöffel Lust…?

Doch selbst da lässt Victoria der Fall nicht zur Ruhe kommen. Der Fund eines alten Tagebuchs ihres Großvaters, dem Privatdetektiv Gustav McPherson, zeigt verwirrende Parallelen zu ihrem Fall und führt den Spieler vom Chicago des 21.Jahrhunderts in das Prag der 1930er Jahre. Doch welche Rolle spielen die Bilder des psychisch gestörten Prager Malers Mark Ackerman und warum stellt ausgerechnet Victorias Freund diese abstoßenden Bilder aus? Und warum verhält sich ihr Boss so merkwürdig…

Eins ist sicher: kein Spiel hat mich und meine (bis dato computerspielfeindliche) Frau so vor den Monitor meines schmalbrüstigen Laptops gebannt wie Still Life. Die Story, die der Spieler mit Victoria McPherson erlebt ist packend, der Spannungsbogen reißt nie ab, und die knackigen, aber immer lösbaren Logik-Rätsel machen das Spiel zusätzlich reizvoll. Auf Actionsequenzen wurde dankenswerterweise verzichtet. Sollte Victoria sich genötigt sehen, sich sportlich zu betätigen, dann erledigt sie das in einer der hervorragenden Videosequenzen, von denen man einen Vorgeschmack schon auf der Homepage des Spiels bekommt.

Neugierig? Dann lad Dir doch das Demo runter. Ich hoffe, wir sehen uns…