Da kehrt man der Uni für wenige Monate den Rücken, schon tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Da komme ich heute nichtsahnend mit einem Riesenbatzen kopierwilliger Bücher in den Kopierraum und werde von einem futuristisch anmutenden, funkelnagelneuem Etwas angelacht, das aussieht wie ein Zwitter aus Mondfahrzeug und Fotokopierer. Wow, denke ich mir und fummele in freudiger Erwartung meine Kopierkarte in den Schlitz… Mööööp! [Error: Falsche Karte.]

Hämisches Gelächter auf Augenhöhe gegenüber an der Wand: ein mistiger Zettel mit der Aufschrift "NUR MENSAKARTEN!". Wie gut, dass ich keine habe… und das dreckige Dutzend der anderen Kopierwütigen auch nicht. So kam es zum ersten Mal in meinem langjährigen Unidasein , dass ich in einem Kopierraum mit fünf funktionsfähigen Kopierern stand, von denen zwei belegt und drei qua Kopierkarte unbenutzbar waren. Die kilometerlange Schlange nicht zu vergessen, die sich hinter den zwei Glückspilzen gebildet hatte.

So machte sich unser Held (ihr wisst: Green Lantern) auf, um einen Kopierer zu suchen und fand bald darauf in der Geschichtsabteilung der Bib einen freien Kopierer. Flugs die Karte hinein, Testkopie gestartet… und Karte wieder raus. Die Schrift auf dem Blatt begann erste Tonerschwächen zu zeigen, was bei 500 anvisierten Kopien keine Perspektive ist. Schwenk um 90° zum lahmen Bookeye, aber dort warnte schon die Digitalanzeige vor dem schwachen Toner und das Papier hätte auch nicht gereicht. Grmpf.

(Im Folgenden trabt unser Held genervte 20 Minuten durch die Uni, um einen Kopierer für Nicht-Mensakarteninhaber zu finden, wie all die anderen zigtausend Menschen, die wie Ameisen die Kopierräume bevölkern. Sichtlich genervt beobachtet er, wie dreisterweise direkt vor seinen Augen alte Kopierer durch neue "Mensakopierer" ersetzt werden, Bookeyes scheinen generell abgeschafft zu werden. Endlich findet er einen freien Normalokopierer bei den BWLern.)

Karte rein, Testausdruck prima, losgelegt. 500 Seiten lang hatte ich nun Gelegenheit, die Auslastung der restlichen Kopierer zu beobachten. Innerhalb einer nahezu vollen Stunde komme ich auf 2 (in Worten: zwei) Nutzer der Mondfahrzeuge, während der Rest sich fast um die popeligen Uraltkopierer geprügelt hat. Für Soziologen mit Schwerpunkt "Konfliktforschung" war der heutige Tag eine wahre Wonne. Warum, liebe Soziologen, mosert beispielsweise eine schnittig-forsch kurzfrisierte Südländerin ausgerechnt die graue Maus mit den Zauselhaaren und den vielen Kunstlexika wegen ihres Kopierers an, und nicht mich, der ich mit meinem doofen Buch am allerallerlängsten einen Kopierer blockierte? 

Obwohl ich Soziologen vielleicht besser nicht fragen sollte. Das scheinen auch nicht immer die Hellsten zu sein. Oder wie kommen die sonst auf die Idee, das Sonderheft ihrer "Zeitschrift für Soziologie " in einem nahezu unkopierbaren Format (=so groß, dass man es auch mit 70%iger Verkleinerung nicht auf Din-A4 bekommt!) herauszugeben? Und dann so fragil gebunden, dass einem bei der leichtesten Berührung alle Seiten entgegenfleddern? Am Ende musste ich Seiten einzeln auf den Kopierer legen! Wahnsinn. Dabei ist das Heft von erst von 2005.

Eins weiß ich sicher: So einen Kopierkrampf wie heute hatte ich noch nie. Ehrlich.