Isch 'abe gar kein Untertitel...

Ganz harte Nummer

Puuh…harte Geschütze fährt man da im Spiegel-Online gegen Umweltminister Jürgen Trittin auf, der in der Frankfurter Rundschau angesichts der jüngsten Naturkatastrophen ein Kyoto 2 fordert. Kommentator Claus Cristian Malzahn lässt mal so richtig die Eier aus der Hose hängen. Yeeha!

Da wird (fast) alles ausgepackt, um es Trittin mit geballter journalistischer Faust um die Ohren zu prügeln. Wie der Titel schon sagt: Bashing statt Spenden eben. Trittin-Bashing.

„Bullshit“ bricht es da aus Malzahn heraus, und weil Bullshit eigentlich Peter Scholl-Latour vorbehalten ist, muss er gleich noch einen Hitler-Vergleich aus der Konserve ziehen. Was hat Trittin jetzt mit Däubler-Gmelin zu tun…ääh…der rasende Autor zieht kräftig an Trittins Haaren herbei und wütet weiter: „subtilen Antiamerikanismus“ diagnostiziert er, wobei dem Leser unklar bleibt, was schlimmer ist: die Subtilität, der Antiamerikanismus an sich oder die plumpe Pauschalverurteilung Trittins. Aber Malzahn lässt sich nicht stoppen.

Bashing. Bashing.

So oder ähnlich muss es in Mahlzahn gewütet haben als er seinen Kommentar herunterschrieb. Mit Schweißperlen auf der Stirn auf einem Kreuzzug für die gute Sache. So stelle ich ihn mir vor, den Gutmensch Malzahn. Immer mit dem Blick für die Opfer, immer ein paar Cent in der Tasche für den Penner in seiner Einkaufszone. Nach Bullshit, Hitler und dem ganzen Vorgeplänkel, holt Malzahn dann die richtige Keule aus dem Sack: ALLES!

Viele halten die Bekämpfung von Aids, Hunger, Malaria auf der globalen Prioritätenliste für wesentlich wichtiger als die Verringerung des CO2-Ausstoßes

Das war das Ende! Trittins Todesstoß! Da kann er nicht gegenhalten! Was ist schon die Umweltverschmutzung gegen Aids, Hunger und Malaria! Boah, Malzahn, jetzt hast Du’s ihm gegeben! Bingo! Trittin ist hinüber! Als Umweltminister sind ihm da die Hände gebunden.

Aber Malzahn ist noch lange nicht fertig. Ganz zum Schluss muss er noch einen draufsatteln: der Zweite Weltkrieg! WHAM! Damit dürfte der Umweltheini dann endgültig erledigt und das Repertoire der speziell deutschen und internationalen Totschlagargumente auch bei einem geiferndem Herrn Malzahn ausgeschöpft sein. Congratulations Mister Malzahn!

Mitgefühl für die Opfer, verlangt Malzahn. Das ist so unglaublich menschlich, dass ich mir nur mit Mühe eine kleine Träne verkneifen kann. Diese elende Presseheuchelei treibt mir die Tränen in die Augen. Warum, Herr Malzahn, schreiben Sie so selten derart flammende Artikel zu den von Ihnen angeführten alltäglichen Problemen der Dritten Welt? Ist das subtiler Antiafrikanismus? Wo lese ich in Ihrem Blatt von Bullshit, wenn täglich tausende Menschen in Afrika verhungern oder an Aids und Malaria verrecken? Wo bleibt da Ihr Mitgefühl? Oder gilt das etwa nur Amerikanern, denen ein bißchen Wasser in die protzigen Football-Stadien fließt? Auf Spiegel-Online finde ich heute keinen Artikel zum Thema Malaria oder Hunger… aber dutzende zum Thema „Katrina“. Verkauft sich besser, oder?

Nur ein kleines bißchen Mitgefühl für die Umwelt, Mister Malzahn und wir können uns das Mitleid für ein paar hundert Tote und ein paar Milliarden Dollar volkswirtschaftlichen Schaden sparen. Das sagt Trittin in seinem Artikel. Er hat keine Formel zur Rettung alle Probleme und Wehwehchen der Menscheit aufgestellt, nur eine Forderung formuliert, die seinem Amt als Umwelminister mehr als gerecht wird.

Und zum leidigen Thema Spendenbereitschaft (und ich versichere Ihnen, wir sind den Amis auf ewig für ihre Care-Pakete dankbar und ja! wir waren Schuld am Ausbruch des Zweiten WK!) sage ich nur „Tsunami“. Alles klar, Herr Malzahn?

Besonders interessant wird es aber, wenn man sich einen anderen Artikel im Spon anguckt. Dort philosophiert man, ob das Geld für den Irakkrieg (man erinnere sich an den Haushaltsüberschuß, den G.W.B. zur Verfügung hatte…) nicht jetzt sinnvoller zu gebrauchen wäre. Ist der Kollege jetzt auch ein gefühlloser Antiamerikanist? Sind die Amerikaner, die sich diese Frage stellen, etwa auch alle gefühllose Antiamerikanisten? Möchte man beim Spon jetzt subtil antiamerikanistisch sein oder im Wahlkampf Grüne bashen? Entscheiden Sie sich! Beides gleichzeitig verträgt sich offensichtlich nicht…ach…alles Bullshit!

4 Kommentare

  1. Zielpublikum Weblog

    Quo vadis? Was hat SPON gerade vor?
    Die SPON-Berichterstattung zu Spenden und USA-Bashing wirft viele Fragen auf. Was will Spiegel Online mit dieser einseitigen Meinungsmache erreichen?

  2. Hokeys Blogs

    Die Blogosphäre bekommt ja selten eine Rückmeldung, ob eine durch Klein-Bloggersdorf getriebene Sau auch die entsprechende Wirkung zeigt. Die Spon-Sau, die zu Wahlkampfzeiten aufs heftigste wegen des sinnlosen und unberechtigten Trittin-Bashings die B

  3. Hokeys Blogs

    Die Blogosphäre bekommt ja selten eine Rückmeldung, ob eine durch Klein-Bloggersdorf getriebene Sau auch die entsprechende Wirkung zeigt. Die Spon-Sau, die zu Wahlkampfzeiten aufs heftigste wegen des sinnlosen und unberechtigten Trittin-Bashings die B

  4. Hokeys Blogs

    Die Blogosphäre bekommt ja selten eine Rückmeldung, ob eine durch Klein-Bloggersdorf getriebene Sau auch die entsprechende Wirkung zeigt. Die Spon-Sau, die zu Wahlkampfzeiten aufs heftigste wegen des sinnlosen und unberechtigten Trittin-Bashings die B

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