Es gibt sozialpsychologische Untersuchungen zu brutalen Aufnahmeritualen bei Studentenverbindungen. Das Ergebnis in Kürze: Wer an einem solchen Ritual teilgenommen hat, schätzt die demütigende Gruppe danach mehr, als wenn er das Ritual nicht durchgeführt hätte. Das gilt sowohl für unmenschliche Männlichkeitsrituale bei Naturvölkern als auch für moderne Praktiken, z.B. wenn man sich Dörrobst in den Arsch paddeln lässt.

Gestern wurde über erniedrigende Rituale bei einer Polizeihundestaffel berichtet, und vielleicht ist das, was Che hier zitiert, das Ergebnis solcher Rituale: Ein den Rechtsstaat verachtender Korpsgeist unter Polizisten; Menschlichkeit und Gerechtigkeitssinn scheinen abgetötet. Die Beamten in Dessau, die Mitschuld am Tod eines in ihrer Obhut verbrannten Menschen tragen, mauern dem Bericht zufolge vor Gericht, was das Zeug hält.

Kiesow beklagte gestern mangelndes Rückgrat der gedemütigten Polizistinnen – kann man von den Beamten in Dessau nicht behaupten. Ich frage mich, ob beides nicht psychologisch betrachtet in Zusammenhang steht. Und wieviel Obst man denen in den Arsch paddeln muss, damit sie Artikel 1,1 des Grundgesetzes wieder als Richtschnur ihres Handelns anerkennen.

(FOTO: lusi)