(Dieser Eintrag wurde per Hand aus meinem alten
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Schon erstaunlich, wie ähnlich gegensätzliche Parteien zum gleichen Thema argumentieren:

Einige SPD-Genossen verweisen auf die Frage hin, ob sie denn Stolz seien auf ihr Vaterland, darauf, dass man ja nicht stolz sein könne auf etwas, das man nicht selbst erreicht habe.

NPD-Fraktionsführer Apfel verweist auf die Frage, ob er sich für die Nazi-Vergangenheit Deutschlands schäme, darauf, dass man sich nur für etwas schämen könne, was man selber schuld ist. (Quelle: Spiegel-Online)

Dämlicher und dümmlicher kann man Argumente nicht vorbringen. Nimmt man die jeweiligen Sprecher dieser hohlen Worte bei denselben, so dürften folgende Sätze niemals den Mund der niemals Stolzen verlassen: "Mein Kind, ich freue mich über Dein tolles Zeugnis. Ich bin sehr stolz auf Dich!" oder "Mein Vater hat den Nobelpreis gewonnen, ich bin sehr stolz auf ihn.". Schockierend, oder? Und da wundert man sich über den grassierenden Egoismus unserer Gesellschaft? Wenn unsere "sozial" orientierte Politikerkaste nur stolz auf sich selbst sein kann? Bitter. Da sind die Nachwehen des Nazi-Regimes noch deutlich spürbar. Nur kein falscher Stolz – leider führt diese irrationale Abwehrhaltung unter anderem mittlerweile dazu, dass folgende Partei sich in unserer Gesellschaft breit macht:

Die NPD mit Herrn Apfel als Aushängeschild. Der ist sich im Gegensatz zu den SPD-Genossen keiner Schuld bewusst. Kein Wunder, stammt er, Geburtsjahr 1970, aus einer Generation, die an den Taten der Nazis in direkter Weise keine Beteiligung hatte. Schwach allerdings, was der gute Mann daraus weiterhin folgert: schämen müsse er sich dafür nicht. Wer nicht schuld ist, braucht sich nicht schämen. Das ist natürlich logisch. Deshalb wird es Herrn Apfel wohl völlig kalt lassen, sollte sein Vater sich demnächst nackt auf der Titelseite eines Schwulenmagazins ablichten lassen oder würde man seinen Opa in einem Bordell mit drei vollbusigen Schwarzafrikanerinnen vorfinden. So sind sie halt, die, die sich niemals schämen müssen.

Was ist nun schlimmer? Vor Scham nicht mehr Stolz zu sein oder vor Stolz die Scham zu verdrängen?

Den Beschämten muss man zugute halten, dass sie die Vergangenheit nicht vergessen und die Opfer über die Täter stellen (etwas, dass die NPD für Verbrecher auch fordert…), d.h. die Scham über die Gräuel der eigenen Väter (und, egal was
Apfel dazu glaubt: ein Massenmörder, Vergewaltiger, Scharfrichter als eigener Vater oder Großvater, ein feiger Mitläufer weckt immer Scham) steht vor dem Stolz auf das, was auch unter der SPD im Nachkriegsdeutschland erreicht wurde.

Und die Stolzen? Wenn die NPD sich nicht derer schämt, die im Namen des deutschen Volkes (auf das die NPD besonders stolz ist) die bislang schlimmsten Gräueltaten der Geschichte verübt haben, deren Ziel alleine Unterjochung und vollständige Ausrottung war, die weder vor Frauen noch Kindern Halt machten, sie versklavten und vergasten und dem deutschen Volk den schlimmsten Schaden zugefügt haben, den je eine Regierung uns Deutschen zugefügt hat, dann weiß ich nicht, ob Herr Apfel ein aufrichtiger und aufrechter Deutscher ist. Offensichtlich eher ein Feigling, der sich vor der Geschichte und den Opfern seiner Väter wegduckt, die Opfer am liebsten aus den Geschichtsbüchern ausradieren möchte.

Auch wenn die Beschämten geduckt gehen, so sind sie groß, indem sie allen Opfern ihrer Väter in die Augen sehen können und damit den Grundstein für ein konfliktfreies Zusammenleben in der Zukunft gelegt haben. Nicht umsonst kann heute unser Bundespräsident in der Knesset frei sprechen. Ich bin stolz darauf, dass in unserem Deutschland die Opfer über den Tätern stehen.