Chance vertan

Für ihn ist die Chance vertan: Klar muss im Gefängnis bleiben. Daran gibt es nun nichts mehr zu rütteln. Ein Gnadenakt verlangt keine Erklärung, keine Rechtfertigung. Hugh, Häuptling großer Köhler hat gesprochen.

Hampelmann vom Dienst war mal wieder der Söder. Wer davon spricht, dieses Figürchen wäre in der Lage, das Amt des Bundespräsidenten zu beschädigen, tut dem bayrischen Marktschreier zu viel der Ehre an. Söder krakeelt aus voller Kehle wie immer. Wer das ernst nimmt, darf nicht ernst genommen werden.

Entlarvend ist allenfalls die Haltung Söders, der den höchsten Mann im Staate ganz offenkundig als Marionette, als Präsidenten von Unions Gnaden sieht, der Gehorsam zu leisten hat. Als die Drohung im Raume stand, er – Markus der Große – wolle dafür Sorge tragen, dass Horst Köhler nicht mehr zum Bundespräsidenten gewählt würde, musste ich schallend lachen. Söder erinnert eben nicht nur optisch an einen Breitmaulfrosch, wofür er ja nichts kann – auch akustisch ist er immer nah dran und das ist er selber schuld.

Doch wenn ich meinen Sensoren richtig trauen darf, genießt Horst Köhler nach wie vor Respekt von allen Seiten. Man interpetiert seine Entscheidung nicht als Kniefall vor dem Söder Markus und dessen Geistesgenossen, dafür hat er schon zu viel gegen die eigenen Reihen queruliert.

Einen Fehler hat Horst Köhler allerdings gemacht: Er hat verfehlt, zu zeigen, dass der deutsche Staat, den er wie kein zweiter repräsentiert, imstande ist, Gnade zu erweisen. Verpasst zu zeigen, dass sich hier niemand vor einem Christian Klar fürchtet. Verpasst zu zeigen, dass im christlichen Koordinatensystem Böses mit Gutem vergolten wird. Das wäre auch eine schöne Lehre für den Christsozialen Söder gewesen. Ein mutiger Schritt, der deutlich gezeigt hätte, dass der Bundespräsident souverän sowohl gegenüber Christian Klar als auch Markus Söder ist.

Doch nun bleibt die Chance vertan.